Alle Farben im Interview: "Das ist nicht nur ein One-Man-Job"

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Im Februar gab DJ Alle Farben bekannt, einen schweren Unfall gehabt zu haben. Jetzt verrät er, wie es ihm geht und worauf er sich freut.

Seit mehr als einem Jahrzehnt ist DJ Alle Farben, bürgerlich Frans Zimmer (39), sowohl national als auch international in der Musikbranche erfolgreich. Doch Anfang des Jahres gab er bekannt, einen schweren Unfall erlitten zu haben. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät der DJ jetzt, was er nach dieser schweren Zeit geplant hat und was er sich sowohl privat als auch beruflich für die Zukunft wünscht.

Sie sind seit elf Jahren erfolgreich in der Musikbranche - wie fühlt sich das an?

Alle Farben: Das fühlt sich ganz gut an. (lacht) Ich habe jetzt 21 Jahre Musik auf dem Buckel - elf Jahre davon sehr erfolgreich. Ich bin jedes Jahr glücklich, die ganzen Booking-Anfragen zu bekommen, auf großen Festivals zu spielen, Songs mit großen Künstlern zu machen - und das auf einem so hohen Niveau für so lange Zeit. Zum einen bin ich dafür dankbar und zum anderen kriegt man es natürlich nicht geschenkt. Ich arbeite sehr viel dafür, immer wieder oben zu stehen. Durch meinen Job sehe ich die Welt und komme an Orte, die man gar nicht so planen würde. Das ist schon cool.

Wie schaffen Sie es, trotz des Erfolgs, "auf dem Teppich" zu bleiben?

Alle Farben: Ich habe tolle Freunde und tolle Leute, mit denen ich zusammenarbeite. Sie holen mich auf den Boden zurück, falls ich mal zu hoch fliege - aber das passiert eigentlich nicht. Ich habe seit Jahrzehnten die gleichen Freunde und dafür bin ich dankbar. Letztendlich bin ich auch nur ein Mensch, ich koche auch nur mit Wasser. Man sollte sich manchmal bewusst werden, dass man nichts Besseres ist, nur weil man erfolgreich ist. Jeder hat seine Probleme, jeder hat sein Päckchen zu tragen. Mein Job ist genauso normal, wie der eines Freundes, der Grundschullehrer ist - manchmal redet man eben über Grundschulkinder und manchmal redet man darüber, dass man Kygo im Backstage-Bereich getroffen hat.

Wie hat sich Ihre Musik über die Jahre verändert?

Alle Farben: Ich erlebe grade ein Revival meiner eigenen Musik: Mit meiner aktuellen Single "Flowers" kehre ich zu meinen Wurzeln zurück - nicht nur in Bezug auf den Sound, sondern auch mit dem Künstler, mit dem ich schon vor elf Jahren zusammengearbeitet habe, Graham Candy. Damit schließt sich gerade der Kreis, was wirklich eine Herzensangelegenheit war. Schon seit elf Jahren stehen wir gemeinsam auf der Bühne. Genauso wie mein Trompeter Lahos, der seit neun Jahren mit mir auf Tour ist. Das ist wirklich schön.

Wie haben Sie sich persönlich verändert?

Alle Farben: Es gab Ups und Downs. Am Anfang meiner Karriere war ich überfordert. Niemand erklärt einem, wie es sein wird, auf große Bühnen zu gehen, auf der Straße erkannt zu werden. Das war am Anfang sehr schwer für mich. Mittlerweile lebe ich meinen Traum. Ich nutze meine Karriere einfach für das, worauf ich Bock habe. Das musste ich aber erst über die Jahre lernen.

Kämpfen Sie nach all den Jahren mit Lampenfieber?

Alle Farben: Die Aufregung ist nie weggegangen - und einen guten Umgang damit habe ich auch nie gefunden. Ich weiß jetzt, dass es so ist und ich weiß, dass ich schon ein paar Stunden vorher was essen soll, bevor ich nichts mehr essen kann. Es ist okay, aufgeregt zu sein. Ich finde es auch schön, dass ich vor den Shows immer noch aufgeregt bin - weil ich spüre, dass mich das immer noch berührt.

Bei Auftritten geht nicht immer alles rund - wie gehen Sie damit um?

Alle Farben: Ich bin ein Perfektionist. Das ist anstrengend, aber ich habe zum Glück gelernt, dass ich nicht alles kontrollieren kann. In solchen Momenten ist man Profi durch und durch. Ich habe schon tausend Pannen auf der Bühne gehabt, einfach lächeln und weitermachen. Ich habe das Glück, ein Team zu haben, das im Hintergrund alles gibt. Alle Farben ist nicht nur ein One-Man-Job, Alle Farben ist Teamarbeit. Ohne diese ganzen Leute, die zusammenkommen, könnte ich nicht so glänzen. Ich mache meine Hausaufgaben, alle anderen machen ihre und zusammen funktioniert es dann.

Als Person in der Öffentlichkeit werden Sie sicherlich auch mit Kritik konfrontiert - was macht das mit Ihnen?

Alle Farben: Es macht weniger mit mir, aber es gab eine Zeit, in der ich keine Nachrichten gelesen habe. Mich hat das fertig gemacht, Social Media hat sich von seiner schlechtesten Seite gezeigt hat. Ich habe mich langsam herangetastet, habe wieder Kommentare gelesen, irgendwann habe ich auch darauf geantwortet - aber nicht allen. Den Internettrollen möchte ich keine Plattform geben. Bis heute ist es aber immer noch so, dass manche Nachrichten etwas mit mir machen.

Haben Sie als DJ manchmal das Gefühl, in den Hintergrund zu rücken, wenn ein Sänger oder eine Sängerin mit Ihnen auf der Bühne steht?

Alle Farben: Nein. Jeder hat seine Zeit, auf der Bühne zu glänzen - das ist auch das, was eine Show von mir ausmacht. Ich habe nicht nur meine DJ-Setlist, ich mache Entertainment, ich mache Musik. Und wenn Graham Candy auf die Bühne rennt und die Menge tobt, dann macht das meine Show umso schöner und mich glücklich.

Haben Sie als Künstler ein Lieblingsfeature oder -song?

Alle Farben: Graham Candy. (lacht) Aber ich hatte noch so viele andere tolle Features. Es gäbe aber noch eine Kollaboration, die ich gerne machen würde - und zwar mit Pharrell Williams. Der persönlichste Song ist "Please Tell Rosie", weil der mein damaliges Leben und meinen Alltag beschrieben hat. Welchen Song ich aber bis heute hören kann, ist "Bad Ideas". Wenn der irgendwo läuft, muss ich ihn einfach laut aufdrehen.

Sie sind nicht nur Alle Farben, sondern auch Frans Zimmer. Was macht Sie als Frans Zimmer neben der Musik noch glücklich?

Alle Farben: Neben der Musik sind das Kochen und der Sport - zwei große Leidenschaften in meinem Leben. Aus dem Hobby Kochen ist dann auch mehr geworden: Während Corona habe ich gelernt, wie man gut kocht. Mittlerweile habe ich einen Kochkanal, der auch ganz gut läuft.

Wenn es nicht die Musik wäre, wäre der Beruf des Kochs etwas für Sie gewesen?

Alle Farben: Ich habe immer das gemacht, worauf ich auch Bock hatte. Ich habe schon mal in einer Patisserie gearbeitet - ich bin also nicht ganz fern von der Küche gewesen. Aber es hätte auch etwas anderes sein können. Ich glaube, ich hätte auch in anderen Bereichen glücklich werden können - Physiotherapeut, Kindergärtner,...

Im Februar hatten Sie Ihren schweren Unfall öffentlich gemacht - wie ist es Ihnen seither ergangen?

Alle Farben: Meine Freunde, meine Familie und natürlich auch mein Team waren eine große Hilfe. Ich habe gemerkt, dass mich die Leute sehr unterstützen - egal, ob im engsten Umfeld oder weit entfernt. Es war schön, so viel Positivität zu erleben. Das hat mir sehr geholfen, mich besser zu fühlen.

Der Sommer naht, somit auch die Festivals - auf was freuen Sie sich am meisten?

Alle Farben: Ich glaube, ich hatte noch nie so viel Zeit, um mich auf eine Festival-Saison vorzubereiten. Es ist das erste Mal, dass ich seit dem Unfall wieder auf der Bühne stehen werde, die lächelnden Gesichter sehe und Musik mache. Ich freue mich so sehr auf die Festival-Saison wie noch nie - nach diesem schlimmen Unfall und nach dieser Ungewissheit, ob ich je wieder auf der Bühne stehen kann. Jetzt sieht alles wieder gut aus, ich werde wieder normal performen können.

Solche Auftritte sind sicherlich auch mit viel Anstrengung verbunden. Haben Sie bestimmte Rituale oder Abläufe, um sich darauf vorzubereiten?

Alle Farben: Ich habe Leute, die mir den Rücken freihalten. Mein Tourmanager achtet zum Beispiel immer darauf, dass ich genug Wasser trinke. Und es gibt drei Dinge, auf die ich achte - man weiß nämlich nie, was passiert: Ich schlafe, wenn ich kann, ich esse, wenn ich kann, und ich gehe auf Toilette, wenn ich kann. Damit fahre ich eigentlich ganz gut. (lacht)

Brauchen Sie vor so einem Auftritt Ruhe oder sind Sie gerade dann gerne unter Menschen?

Alle Farben: Ich bin nicht ruhig vor dem Auftritt. Also vielleicht werde ich ein bisschen stiller, aber ich bin nicht ruhig. Da bewegt sich etwas in mir, das Adrenalin steigt an. Das ist schon ein Moment, der mich eher aufstachelt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft - sowohl privat als auch für die Karriere?

Alle Farben: Ich würde einfach wieder gerne mehr in Asien auflegen. Vor Corona war es so, dass ich dort viel und regelmäßig gespielt habe. Durch die Pandemie ist es weniger geworden. Ich bin ein großer Fan von Asien - von den vielen Ländern, von den vielen Kulturen dort, dass ich da auch einfach gerne musikalisch stattfinde. Privat hat sich gar nicht so viel geändert: Ich möchte ein gutes Leben leben und ich glaube, dem steht nichts im Wege, wenn ich so weitermache, wie jetzt.