
Israels Regierung erwägt, den Druck auf die Hamas zu verstärken und die Angriffe im Gazastreifen zu intensivieren. Beschlossen ist noch nichts, die Armee beginnt aber offenbar schon, die nötigen Reservetruppen zu mobilisieren.
Die israelische Armee schickt mit Blick auf die geplante Ausweitung der Angriffe im Gazastreifen Medienberichten zufolge schon jetzt Einberufungsbescheide an Zehntausende Reservisten. Wie das israelische Nachrichtenportal "ynet" schreibt, könnte eine größere Offensive bereits in den kommenden Tagen beginnen. Ziel ist es demnach, den Druck auf die islamistische Hamas zu erhöhen, um die Freilassung weiterer Geiseln zu erzwingen.
Die mobilisierten Reservisten sollen offenbar Soldaten ersetzen, die momentan an der Nordgrenze Israels und im besetzten Westjordanland stationiert sind, und in den Gazastreifen geschickt werden sollen. Das israelische Sicherheitskabinett will am Sonntag über eine Ausweitung des Gaza-Kriegs beraten. Nach Berichten israelischer Medien hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu entsprechenden Plänen bereits grundsätzlich zugestimmt.
Wie die "Jerusalem Post" meldet, soll die geplante Mobilisierung von Reservisten massiv sein, aber immer noch deutlich kleiner als direkt nach dem Terrorangriff der Hamas und anderer Extremistengruppen in Israel am 7. Oktober 2023.
Noch 24 Geiseln lebend im Gazastreifen vermutet
Eine Ausweitung der Angriffe dürfte die ohnehin prekäre humanitäre Lage im Gazastreifen weiter verschärfen. Hilfsorganisationen sprechen von katastrophalen Zuständen. Seit gut zwei Monaten lässt Israel keine Hilfslieferungen mehr in das abgeriegelte Gebiet, in dem rund zwei Millionen Palästinenser leben. Mitte März hatte die Armee ihre Luftangriffe auf mutmaßliche Hamas-Stellungen nach einem knapp zweimonatigen Waffenstillstand wieder aufgenommen. Zudem startete eine neue Bodenoffensive.
Nach israelischen Informationen werden derzeit noch 24 Geiseln sowie 35 Leichen von Verschleppten im Gazastreifen festgehalten. Bei den Angehörigen sorgten kürzlich Medienberichte für Entsetzen, wonach Netanjahu den Sieg über die Hamas als wichtigeres Kriegsziel bezeichnet habe als die Befreiung der Entführten. Sie werfen dem Ministerpräsidenten schon seit Längerem vor, das Leben der Verschleppten mit dem Militäreinsatz in Gefahr zu bringen.