Berühmte Gefängnisinsel: Kann Trump Alcatraz wiedereröffnen? Experten sehen da ein Problem

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Keine Idee ist ihm zu absurd: Nun will Donald Trump das seit 62 Jahren geschlossene Hochsicherheitsgefängnis Alcatraz reaktivieren. Praktisch dürfte das schwierig werden.

Im Kampf gegen Migranten und Kriminelle kann es Donald Trump gar nicht drakonisch genug zugehen. Der US-Präsident nutzt das Thema regelmäßig, um sich bei seiner Basis als harter Kerl zu profilieren. Er lässt Abschiebungen mit martialischen Bildern inszenieren, ignoriert Gerichtsurteile und plant, das umstrittene Gefangenenlager Guantánamo Bay zum Abschiebegefängnis umzubauen. 

Nun will Trump auch noch eine weitere Ikone der inneren Sicherheit reaktivieren: das einst gefürchtete Hochsicherheitsgefängnis Alcatraz in der Bucht von San Francisco. "REBUILD, AND OPEN ALCATRAZ!", schrieb Trump am Sonntag in seinem sozialen Netzwerk Truth Social, begleitet von einer Tirade gegen Kriminelle und Richter, die die Abschiebung solcher verhinderten.

Schon viel zu lange werde Amerika von "bösartigen, gewalttätigen und rückfälligen Straftätern geplagt, dem Abschaum der Gesellschaft, der nie etwas anderes als Elend und Leid hervorbringen wird", schrieb Trump. Daher habe er die Behörden angewiesen, "ein erheblich vergrößertes und umgebautes Alcatraz wiederzueröffnen, um die skrupellosesten und gewalttätigsten Straftäter Amerikas unterzubringen". Die Wiedereröffnung werde als "Symbol für Recht, Ordnung und Gesetz" dienen. 

Alcatraz ist völlig marode

Ein weltberühmtes Symbol ist Alcatraz in der Tat. Das ehemalige Hochsicherheitsgefängnis auf der winzigen Insel vor San Francisco beherbergte einst Berühmtheiten wie Mafiaboss Al Capone und galt als ausbruchssicherer Ort. Längst ist es aber nur noch ein Museum für Touristen. Es wurde 1963 nach knapp drei Jahrzehnten Strafvollzug geschlossen, weil die Unterhaltskosten zu hoch geworden waren.

Da sämtliche Dinge per Boot herangeschafft werden mussten, seien die Kosten pro Gefängnisinsassen dreimal so hoch wie in anderen Gefängnissen gewesen, schreibt das Federal Bureau of Prisons, die US-Gefängnisbehörde. Unter anderem hätten jede Woche eine Million Gallonen Wasser (rund 3,8 Millionen Liter) herbeigeschifft werden müssen. Um das Gefängnis offenzuhalten, hätte es zudem schon damals eine millionenschwere Sanierung benötigt. 

Abreißen und neu bauen?

Die marode Infrastruktur würde Experten zufolge auch Trumps Wiedereröffnungspläne schwierig machen. Das Gebäude sei "völlig funktionsunfähig", sagte der Historiker John Martini dem "San Francisco Chronicle". Es gebe kein Wasser, keine Kanalisation und nur teilweise Elektrizität. Einige Gebäude seien über 100 Jahre alt, so Martini. "Wenn es darum geht, das Gefängnisgebäude für die Unterbringung von Menschen umzubauen, halte ich das nicht für machbar. Es müsste abgerissen und neu gebaut werden".

Ein solcher Neubau dürfte viele Jahre dauern und sehr teuer werden, erklärte ein Sprecher des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom der "New York Times". Was wiederum schlecht damit zusammenpasst, dass die Trump-Administration eigentlich staatliche Ausgaben kürzen will, auch die des Justizministeriums.

Auch der kalifornische Senator Scott Wiener, wie Newsom von den Demokraten, nannte Trumps Alcatraz-Pläne "absurd". Alcatraz sei ein Museum, das der Regierung signifikante Einnahmen beschere und viele Jobs sichere. Die Alcatraz-Pläne bezeichnete er als Teil von Trumps Kreuzzug zur Sabotage der Justiz. Ein Gulag mitten in der Bucht von San Francisco sei ein weiterer Schritt Trumps beim Abbau der Demokratie.

Ob Trump seine Alcatraz-Fantasien ernsthaft verfolgt oder sich schon morgen wieder anderen Ideen zuwendet, scheint unklar. Die US-Gefängnisbehörde erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AP lediglich, man werde "alle Anordnungen des Präsidenten befolgen". Auf der Website des Weißen Hauses fand sich zunächst keine Alcatraz betreffende Anordnung.