Der brasilianische Superstar Neymar hat nach anderthalb Jahren Verletzungspause sein Comeback bei seinem Jugendklub FC Santos gegeben. Für ihn ist jetzt nur noch eines wichtig.
Der große Neymar ist zurück – zumindest ein bisschen. Das Comeback des brasilianischen Superstars dauerte exakt eine Halbzeit lang, genau genommen waren es 52 Minuten, die er in der zweiten Halbzeit für seinen Jugendklub, den FC Santos, auf dem Rasen stand. Am Ende gab es 1:1 gegen den Tabellenletzten Botafogo FC. Neymars Leistung war solide. "Ich brauche mehr Spielzeit, mehr Spiele. Ich bin nicht bei 100 Prozent, aber ich habe nicht erwartet, so viel zu laufen wie heute Abend", sagte er danach.
Die Rückkehr des "verlorenen Sohnes" ist in Brasilien ein großes Thema. Welchen Status er besitzt, sah man auch nach Abpfiff. Neymar musste mit zahlreichen Spielern des Gegners Selfies schießen, die dafür sogar Schlange standen. Neymar ist nicht irgendein Superstar, er ist der Superstar in Brasilien, fast im Range eines Heiligen.
Neymars Comeback ist sportlich außergewöhnlich
Neymars Comeback ist nicht nur wegen seines Ruhms außergewöhnlich, sondern auch sportlich. Er war anderthalb Jahre verletzt, nachdem er von Paris Saint-Germain zum saudischen Klub Al-Hilal nach Riad gewechselt war, angeblich für 80 Millionen Dollar Jahresgehalt. Neymar sollte nach Ronaldo der nächste große Superstar in der gepimpten Wüsten-Liga werden. Kurz nach seinem Wechsel erlitt er bei einem Länderspiel im Oktober 2023 einen Kreuzbandriss.STERN PAID 39_24 Nagelsmann IV 0.01
Die schwere Verletzung setzte ihn ein Jahr außer Gefecht. Danach folgten Muskelverletzungen und ließen kaum einen Einsatz zu. Neymar bestritt für Al-Hilal in der ganzen Zeit sieben Spiele und wurde am Ende aussortiert. Sein Engagement war in der Saudi Professional League ein Desaster. Vermutlich mangelte es ihm am Ende auch am Willen, hart für ein Comeback zu arbeiten. Jetzt folgte die logische Konsequenz. Sein portugiesischer Trainer Jorge Jesu sortierte ihn aus und Neymar kehrte zu dem Verein zurück, für den er zwischen 2009 und 2013 in 220 Spielen 134 Tore erzielte. Er erhielt einen Vertrag bis zum Juni dieses Jahres.
Es bleibt die Frage, ob sein Körper durchhält. Neymar gehört wahrscheinlich zu den am meisten gefoulten Spielern der Geschichte. Unvergessen ist der brutale Knie-Check des Kolumbianers Zuniga im WM-Viertelfinale 2014. Neymar brach sich einen Rückenwirbel, das Turnier im eigenen Land war für den brasilianischen Hoffnungsträger gelaufen. Neymar reiste zur Sicherheit in einem Rollstuhl ab und ein ganzes Land weinte bittere Tränen. Was folgte, ist bekannt: Im Halbfinale traf die brasilianische Nationalelf, ihres Besten beraubt, auf Deutschland – und ging mit 1:7 unter. Ein Trauma für den brasilianischen Fußball bis heute.
Etwas kräftiger als früher, aber immer noch geschmeidig am Ball: Superstar Neymar
© Andre Penner
Ziel ist die WM 2026
Dass Neymar weltweit fast genauso viel Häme wie Bewunderung auf sich zieht, weil er auch zu den theatralischsten Spielern gehört, gehört ebenfalls zu seiner Geschichte. Legendär ist seine Mehrfach-Rolle bei der WM 2018 in Russland. Fans stellten die peinliche Einlage in Videoclips nach, Unternehmen machten ironisch Werbung damit. Neymar war immer große Show. Auf dem Platz und daneben. Eine Reizfigur für viele. Für die Bewunderer war und ist er aber derjenige der großen Drei (neben Ronaldo und Messi) dessen Spielstil am spektakulärsten und elegantesten war.
Jetzt will er sich zurückkämpfen. Sein Ziel ist die WM 2026. "Ich weiß, dass es meine letzte Weltmeisterschaft ist, meine letzte Chance", hatte Neymar kürzlich dem amerikanischen Fernsehsender CNN gesagt. "Ich werde alles tun, um dabei zu sein."
Quellen: "Frankfurter Allgemeine Zeitung", "Sport1", "Transfermarkt", "Goal", DPA