Die neue Action-Spitze auf Netflix: Publikum verreißt brachialen Tom-Hardy-Kracher „Havoc“ – und irrt sich

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Mit „Havoc“ liefert Netflix eine kompromisslose Actiongranate mit Tom Hardy in der Hauptrolle – die einen schalen Beigeschmack beim Publikum hinterlässt.

Wie nicht anders zu erwarten war, ging es für „Havoc“ direkt auf Platz 1 der Filmcharts auf Netflix (via Flixpatrol). In satten 74 Ländern konnte sich der harte Actionthriller von Regisseur Gareth Evans an der Spitze festsetzen. So weit, so gut, aber auch keine Überraschung mit Publikumsliebling Tom Hardy in der Hauptrolle.

Ob es gelingen wird, nachhaltig Eindruck zu hinterlassen, hängt davon ab, wie gut die Produktion beim Publikum ankommt. Doch ausgerechnet in diesem wichtigen Punkt könnte Evans‘ jüngstes Werk durchfallen. Ohne positive Mundpropaganda könnte es schwer werden, an vergleichbare Action-Referenzen wie „Red Notice“ mit rund 230 Millionen Views (Platz 1 erfolgreichsten englischsprachigen Filme auf Netflix) oder auch nur an „The Gray Man“ mit knapp 139 Millionen Views (Platz 8) vorbeizuziehen.

Das Publikum geht hart ins Gericht mit „Havoc“

Während „Havoc“ bei den Kritiken überdurchschnittlich gut ankommt, hapert es beim Publikum: Auf Rotten Tomatoes steht der Film derzeit bei einem Popcornmeter von gerade einmal 44 %, „Red Notice“ hat überragende 92 %, „The Gray Man“ ebenfalls satte 90 %. Die Urteile fallen teils vernichtend aus:

„Dieser Film ist totale Scheiße. Wenn es sich dabei um einen ‚Venom‘-Film gehandelt hätte, wäre die übertriebene Action akzeptabel und damit wahrscheinlich genießbar. Das Niveau der Schießerei gegen Ende gleicht eher einem First-Person-Shooter mit Horden an Zombies, die angreifen. Wirklich enttäuschend, da die Besetzung gut war.“

„Ich denke nicht, dass es einen schlechteren Film gibt. Die Verfolgungsjagden waren schrecklich. Man spürt, dass sie diesen ‚Stars‘ das Geld hinterhergeworfen haben, damit sie in jeder Szene schauspielerisch übertreiben. Alle, die glauben, dass dies ein guter Film ist, sind Jugendliche, die zu viele Videospiele zocken oder sind bloß gewalttätige Menschen, die keine guten Geschichten mögen.“

„Absolute Zeitverschwendung: keine Handlung, unrealistische Gewaltdarstellung. Es wäre besser, zu schlafen, um keine Zeit zu verschwenden.“

„Schrecklicher Film ohne jegliche Handlung und mit grundloser sowie grotesker Gewalt ohne Ende. Die Zahl der Toten ist astronomisch. Dieser Film ist eine totale Verschwendung der Talente von Tom Hardy, Forest Whitaker, Timothy Olyphant und Luiz Guzman. Warum sie zugestimmt haben, hier mitzuwirken, ist mir ein Rätsel. Die wenigen Dialoge sind ein Witz. Die Filmqualität und die Kulissen sind amateurhaft. Eine komplette Zeitverschwendung.“

Vernichtende Urteile. Dabei hat bereits der Trailer unmissverständlich gemacht, worauf man sich bei „Havoc“ einstellen sollte:

„Havoc“ ist eine Action-Tour-de-Force nach alter Schule

Für mich persönlich erschließen sich die vernichtenden Urteile nicht gänzlich. Sicher, die lange Produktionszeit von rund vier Jahren und die ständigen Änderungen am Drehbuch sowie Neudrehs sind dem Actionthriller definitiv anzusehen. Ich bezweifle jedoch, dass die Handlung jemals anspruchsvoller oder auch tiefgehender gewesen war.

Regisseur und Drehbuchautor Gareth Evans hatte im Vorfeld bereits den Hinweis gestreut, dass „Havoc“ von Anfang an als Hommage an das 80er- und 90er-Actionkino Hongkongs gedacht war. Zusammen mit seinem bisherigen Schaffen („The Raid“) war damit unmissverständlich, worauf man sich einstellen darf: auf eine kompromisslos harte Action-Tour-de-Force, zusammengehalten von einem dünnen Handlungsfaden, der nur von Shootout A zu Shootout B führt.

„Havoc“ ist kein „Reacher“ mit harter Hauptfigur und einer mehr oder weniger intelligenten Handlung mit Wendungen. „Havoc“ ist noch nicht einmal ein „Tyler Rake“ mit hohem Produktionswert und abwechslungsreichen Schauplätzen. „Havoc“ ist ein kleiner, düsterer Actionkracher – wie eine Achterbahnfahrt. Und da erwartet man auch nur einen kurzen, aber wilden Nervenkitzel.