
Die Festnahme hat etwas Dystopisches: Mehrere Männer nähern sich einer Doktorandin, kreisen sie ein und nehmen sie fest. Die US-Regierung wirft ihr Unterstützung der Hamas vor. Dafür sitzt sie seit Wochen in Haft. Dem bereitet ein Richter nun ein Ende. Die Sprecherin des US-Präsidenten reagiert barsch.
Eine im US-Bundesstaat Massachusetts festgenommene türkische Doktorandin darf nach rund sechs Wochen in Haft das Gefängnis verlassen. Ein Richter ordnete die sofortige Freilassung der Frau an und wertete ihre Inhaftierung als unrechtmäßig, wie US-Medien übereinstimmend berichteten.
Die Studentin der Tufts Universität war Ende März festgenommen worden. Bilder einer Überwachungskamera sorgten in den USA für Empörung. Sie zeigen, wie sich mehrere Männer in dunkler Zivilkleidung, teilweise mit Hoodies, der Frau näherten. Die verängstigt aussehende Doktorandin wird umringt und dann abgeführt.
Die US-Regierung von Präsident Donald Trump wirft ihr vor, sie habe sich für die terroristische Hamas eingesetzt. Sie war Co-Autorin eines Artikels in einer Studentenzeitung von 2024, in dem die Universität unter anderem aufgefordert wurde, anzuerkennen, dass es einen Völkermord an Palästinensern gebe.
Angesprochen auf den Fall, sagte Trumps Sprecherin Karoline Leavitt, dass sie zwar noch nicht über die Entscheidung des Richters informiert worden sei. Sie fügte aber hinzu: "Richter unterer Instanzen sollten nicht die Außenpolitik der Vereinigten Staaten diktieren." Ein US-Visum sei kein Recht, sondern ein Privileg.
Die US-Regierung hat zuletzt mehrere ausländische Studierende festgenommen und wirft ihnen vor, Hamas-Unterstützer zu sein. Der bekannteste Fall ist jener des bereits vor mehreren Wochen festgenommenen Aktivisten Machmud Chalil. Dieser war im März in seinem Wohnhaus in New York festgenommen und von dort in eine Haftanstalt nach Louisiana gebracht worden. Der Absolvent der New Yorker Columbia University besitzt eine Greencard.