K-Frage und Merz: Den einen Seitenhieb verkneift sich Söder nicht

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Wenn der bayerische Ministerpräsident eins kann, dann Seitenhiebe austeilen. Bei seiner Pressekonferenz mit CDU-Chef Merz trägt er diesem zwar die Kandidatur an. Einen kleine Bemerkung kann er sich dann aber doch nicht verkneifen.

So schön Bayern auch ist, eigentlich wollte Markus Söder seit Jahren weg: nach Berlin, um dort Bundeskanzler zu werden. Das war 2021 offensichtlich, aber große Zweifel an diesem Ziel ließ Söder auch in den darauffolgenden drei Jahren nicht aufkommen. Nun hat er aber endgültig zurückgezogen und Friedrich Merz offiziell die Kanzlerkandidatur angetragen. Der CDU-Chef sagte, beide seien sich einig gewesen: 2021 dürfe sich nicht wiederholen. Söder hatte den damaligen CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet mit endlosen Sticheleien terrorisiert und - nach CDU-Lesart - um ein besseres Ergebnis gebracht.

Gekonnt hätte er es schon auch, das machte Söder zwischen den Zeilen deutlich. Gekonnt hätte er es schon auch, das machte Söder zwischen den Zeilen deutlich.

Gekonnt hätte er es schon auch, das machte Söder zwischen den Zeilen deutlich.

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

Jetzt soll alles anders werden, denn die gegenseitige Wertschätzung sei groß, betonen beide. Doch eine Sache wollte Söder nun offenbar noch einmal deutlich machen: Dass er es schon auch gekonnt hätte.

"Friedrich Merz und ich, wir haben beide eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung, eine hohe Akzeptanz und Relevanz in den Umfragen", sagte Söder. "Daher gehört es zum Selbstverständnis von CDU/CSU, dass beide Parteivorsitzenden grundsätzlich geeignet sind für die zentrale politische Aufgabe unseres Landes, für die Kanzlerkandidatur." In diesem Moment drehte sich Merz zu ihm herüber und hebt die Augenbrauen. Als ob er sich vergewissern wollte, ob er da richtig gehört hat.

"Historisch ist es aber so, dass die CDU als größere Schwester auch klar das erste Zugriffsrecht hat", sagte Söder. "Friedrich Merz als Parteivorsitzender nimmt von diesem Anrecht Gebrauch", so der Bayer. Merz habe seine volle Rückendeckung, die erfolge auch "nicht zähneknirschend".

Ein Meister der Anspielung

Ein typischer Söder. Er formuliert vage genug, um sich nicht angreifbar zu machen. Aber er öffnet Interpretationsspielraum. Zunächst einmal stellte er sich mit dem Kanzlerkandidaten auf eine Stufe. Nicht wie damals bei den Grünen, als Robert Habeck sagte: "Annalena, die Bühne gehört dir." Nein, Söder macht deutlich: Der eine oder der andere hätte es machen können. Nur ist Merz eben in der größeren Partei.

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Wenn er erwähnt, beide hätten eine "hohe Akzeptanz und Relevanz" in den Umfragen, so weiß jeder: Seine, Söders Umfragewerte, sind weitaus besser als die von Merz. Dass der als CDU-Chef das Erstzugriffsrecht hat, ist eine rein formale Begründung für dessen Kür zum Kanzlerkandidaten. Dass Merz nicht nur qua Amt, sondern auch durch seinen Charakter oder seine Erfahrung der geeignetere Kandidat wäre, sagt Söder jedenfalls nicht. Auch wenn er ihm seine hohe Wertschätzung versichert.

Söder ist eben ein Meister der Anspielung, des Zwischen-den-Zeilen-Redens. Und eine der spannenden Fragen des kommenden Jahres wird sein, ob und wie sehr er sich das in den kommenden Monaten verkneifen kann. Söder als Konkurrent des CDU-Kanzlerkandidaten: Das hat nicht funktioniert. Ob Söder als Partner des CDU-Kanzlerkandidaten ein besseres Ergebnis für die Union zutage bringt, dürfte sich nach dieser Pressekonferenz auch Friedrich Merz fragen.

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