Kosmos 482: Sowjet-Raumsonde wird in Kürze unkontrolliert auf die Erde stürzen

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In den kommenden Tagen könnte es Weltraumschrott regnen: Die Sonde "Kosmos 482" aus der Sowjet-Ära wird nach mehr als 50 Jahren auf der Erde aufschlagen.

Es sind letzte Fragmente des Kalten Krieges: In den kommenden Wochen wird eine alte Weltraumsonde der Sowjetunion auf die Erde stürzen. Das Problem dabei: Noch kann man nicht voraussagen, wo genau "Kosmos 482" einschlagen wird. Die Sonde wurde 1972 in den Orbit geschickt – ihr Ziel: Die Venus. Doch weit kam sie nicht. Wegen einer Fehlfunktion zerbrach sie noch in der Erdumlaufbahn in vier Teile. Drei davon stürzten kurz darauf wieder zurück auf die Erde. Eines aber kreist noch heute um unseren Planeten – seit nunmehr fast 53 Jahren. 

Kosmos 482 kreiste mehr als 50 Jahre um die Erde

Experten gehen davon aus, dass es sich dabei um die Landekapsel handelt, ein kugelförmiges Objekt mit einem Durchmesser von etwa einem Meter und einem Gewicht von etwa 500 Kilogramm. In den vergangenen fünf Jahrzehnten sei es in einer stark elliptischen Umlaufbahn um die Erde gekreist und habe dabei allmählich an Höhe verloren, so Marco Langbroek von der Technischen Universität Delft gegenüber dem biritischen "Guardian".

Meistens stellt Weltraumschrott, der wieder in die Atmosphäre eintritt, keine Gefahr dar. In den häufigsten Fällen verglühen die Teile lange bevor sie den Boden erreichen. 

Bei Kosmos 482 könnte dies allerdings anders sein: Die Sonde wurde so konstruiert, dass sie den Eintritt in die kohlendioxidreiche Atmosphäre der Venus standhalten kann. Möglicherweise könnte sie also tatsächlich auf dem Erdboden aufschlagen. 

Experte: "Von Blitz getroffen zu werden ist wahrscheinlicher"

Von Panikmache sei Langbroek aber weit entfernt wie er erklärt: "Auch wenn das Ganze nicht ganz risikofrei ist – wir sollten uns keine Sorgen machen. Das Objekt ist relativ klein, und selbst wenn es nicht auseinanderbricht, ist das Risiko ähnlich hoch wie bei einem zufälligen Meteoritenfall, von denen es jedes Jahr mehrere gibt. Das Risiko, im Laufe des Lebens von einem Blitz getroffen zu werden, ist größer." Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand oder etwas von den Wrackteilen getroffen werde, sei sehr gering – auch wenn man sie natürlich nicht gänzlich ausschließen könne.

Bleibt nur die Frage, wo das Raumschiff genau abstürzen wird. Theoretisch könnte es zwischen 51,7 Grad nördlicher und südlicher Breite wieder in die Erdatmosphäre eindringen – also überall zwischen London und dem Kap Hoorn in Südamerika. Da die Erdoberfläche aber zum größten Teil aus Wasser besteht, ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass Kosmos 482 in einem Ozean landet.