
marktbericht
Nach der Ankündigung von US-Zollausnahmen atmen die Anleger an den globalen Finanzmärkten auf. Die Börsen in Asien sind im Aufwind - und auch der DAX dürfte zum Handelsstart einen Satz nach oben machen.
Nach den jüngsten heftigen Turbulenzen an den Börsen können die Anleger an den Aktienmärkten erst einmal durchatmen. Der DAX dürfte mit deutlichen Gewinnen in die verkürzte Handelswoche gehen. Der Broker IG taxiert die deutschen Standardwerte zur Stunde 2,1 Prozent höher bei 20.806 Punkten.
Der DAX hatte nach dem Sturz bis auf 18.489 Zähler am vergangenen Montag im Laufe der Woche unter hohen Kursschwankungen zwar etwas Boden gutmachen können. Unterm Strich stand dennoch ein Verlust von 1,3 Prozent.
Aus technischer Perspektive ist derweil die Rückeroberung der 200-Tage-Linie (aktuell bei rund 20.000 Zählern) positiv herauszustreichen, gilt diese doch als wichtiger Indikator für den langfristigen Trend im DAX. Solange sich das deutsche Börsenbarometer nun weiterhin darüber halten kann, wahrt es sich die Chance auf eine Stabilisierung.
Rückenwind für den DAX kommt von den asiatischen Börsen, dort legten zu Wochenbeginn vor allem mit der Produktion von Smartphones verbundene Aktien sprunghaft zu. In Tokio verabschiedete sich der 225 Werte umfassende Nikkei-Index mit einem Plus von 1,2 Prozent auf 33.982 Punkte aus dem Handel. Die Börse in Shanghai lag zuletzt 0,8 Prozent im Plus, während der Hang Seng in Hongkong um 2,2 Prozent anzog.
Trotz der sich nun auch am Frankfurter Aktienmarkt anbahnenden Kursgewinne gilt allerdings: Ein Ende der hohen Volatilität ist vorerst nicht in Sicht. Die Unsicherheit an den Märkten ist weiterhin extrem hoch, bleiben die Börsen doch eine Geisel der Politik. Alles hängt von der nächsten Äußerung, dem nächsten Meinungsumschwung des US-Präsidenten ab.
Trump hat an den Märkten an den vergangenen Handelstagen die wohl wichtigste Währung verspielt: Vertrauen. Eine nachhaltige Kurserholung scheint vor diesem Hintergrund nur schwer vorstellbar.
Kurzfristig dürfte es heute allerdings auch an der Wall Street erst einmal weiter bergauf gehen, der Future auf den Dow Jones gewinnt zur Stunde 0,6 Prozent. Damit würde der US-Leitindex an seine jüngsten Gewinne anknüpfen.
Der Dow Jones hatte sich am Freitag mit einem Plus von 1,6 Prozent bei 40.212 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breit gefasste S&P 500 gewann 1,8 Prozent auf 5.363 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 2,1 Prozent auf 16.724 Stellen an.
Noch vor Börseneröffnung an der Wall Street öffnet die US-Investmentbank ihre Bücher zum vierten Quartal. Am Dienstag folgen mit Bank of America und Citigroup weitere Kredithäuser aus den Vereinigten Staaten.
Am Freitag hatten die Banken JPMorgan, Morgan Stanley und Wells Fargo den vierteljährlichen Zahlenreigen an der Wall Street eröffnet. Die Berichtssaison dürfte den Anlegern weiter Klarheit darüber geben, wie sehr der Zollstreit die Unternehmen in den USA belastet, vor allem die Ausblicke dürften daher im Fokus stehen.
Am Morgen markiert der Goldpreis bei 3.245,73 Dollar ein frisches Rekordhoch. Erst am Freitag hatte Gold erstmals in der Börsengeschichte die Marke von 3.200 Dollar geknackt. Die Rekordrally bei dem gelben Edelmetall ist in erster Linie auf die jüngsten Turbulenzen an den Aktienmärkten zurückzuführen.
Diese dämpfen die Risikobereitschaft und begünstigen eine Verlagerung in sichere Anlagen. Auch der fallende Dollar trägt zum Anstieg des Goldpreises bei, stärkt er doch die Nachfrage aus dem Nicht-Dollar-Raum.
Am Morgen steht der Dollar wegen der US-Zollpolitik zu allen anderen wichtigen Währungen unter Verkaufsdruck. Davon profitiert auch der Euro, der um 0,7 Prozent auf 1,1419 Dollar anzieht. Die Gemeinschaftswährung notiert damit nur knapp unter ihrem höchsten Stand seit Februar 2022, der am Freitagvormittag zeitweise bei 1,1473 Dollar erreicht worden war.
Am Rohstoffmarkt verbilligt sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee am Morgen um 0,1 Prozent auf 64,67 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Ölpreise können von der gestiegenen Risikoneigung der Anleger damit zunächst nicht profitieren. Zu schwer wiegen weiterhin die Sorgen wegen des eskalierenden Handelskonflikts zwischen den USA und China. Dieser könnte das globale Wirtschaftswachstum schwächen und die Kraftstoffnachfrage beeinträchtigen.
Unter den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt verbuchen im frühen Handel vor allem Halbleiterwerte deutliche Kursgewinne. Im DAX liegt Infineon vorn, im SDAX ist Siltronic stark gefragt. Weltweit sind Tech-Aktien nach den US-Zollausnahmen im Aufwind.
Salzgitter bläst die Übernahme durch ein Konsortium ab. Aufgrund "signifikant unterschiedlicher Vorstellungen über den aktuellen und zukünftigen Wert des Unternehmens" seien die Gespräche mit den Bieter-Unternehmen GP Günter Papenburg und TSR Recycling beendet worden, teilte das Stahlunternehmen mit.
Die fallenden Wasserstände am Rhein bereiten dem Chemiekonzern BASF nach eigenen Angaben aktuell keine Probleme etwa beim Transport. Die Situation mit den aktuellen Rheinpegeln sei für die BASF-Logistik beherrschbar. "Die Versorgung der Produktion mit Rohstoffen und Belieferung unserer Kunden ist gesichert."
Das Intel-Gelände bei Magdeburg wird wieder landwirtschaftlich genutzt. Wie das amerikanische Chipunternehmen bestätigte, wurde die Stiftung Kulturlandschaft damit beauftragt, die Bewirtschaftung der Flächen zu organisieren. Intel hatte im September vergangenen Jahres mitgeteilt, den Bau der geplanten Chip-Fabriken bei Magdeburg um zwei Jahre zu verschieben.
Könnte der Facebook-Konzern Meta gezwungen werden, sich von Instagram und WhatsApp zu trennen? Darüber soll es ab heute vor einem Gericht in Washington gehen. Die Handelsbehörde FTC wirft Meta vor, das Online-Netzwerk habe den Chatdienst WhatsApp und die Foto-Plattform Instagram gekauft, um widerrechtlich die eigene Monopolstellung zu schützen.
Der von US-Präsident Donald Trump entfesselte Handelskonflikt trifft derweil auch den von seinem Unterstützer Elon Musk geführten Autobauer Tesla. Auf der chinesischen Tesla-Website können nicht mehr die aus den USA eingeführten Modelle S und X bestellt werden. Nachdem Trump die Zölle auf Einfuhren aus China auf insgesamt 145 Prozent erhöhte, konterte die Regierung in Peking mit einem Zollsatz von 125 Prozent.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.