Marktbericht: DAX weiter erholt, Gold auf Rekordhoch

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Stand: 11.04.2025 09:25 Uhr

Der DAX startet mit Gewinnen in den letzten Handelstag einer Börsenwoche, die mit einem Crash begonnen hat. Die Unsicherheit ist aber weiter hoch, das zeigt auch das neue Allzeithoch bei Gold.

Angela Göpfert

Die Erholungsrally am deutschen Aktienmarkt geht auch zum Wochenschluss weiter. Der DAX kann auf sein gestriges Plus von 4,5 Prozent noch etwas draufsetzen - in den ersten Handelsminuten geht es um bis zu 1,1 Prozent auf 20.796 Punkte nach oben. Bereits tags zuvor hatte der deutsche Leitindex mit der Rückeroberung seiner 200-Tage-Linie - ein wichtiger Indikator für den langfristigen Trend - ein positives Signal gesandt.

Für die deutschen Standardwerte deutet sich nun ein kleines Wochenplus an, nachdem sie am Montag noch um bis zu zehn Prozent auf 18.489 Punkte eingebrochen waren. Auch für das laufende Börsenjahr steht jetzt wieder ein Gewinn im DAX zu Buche.

Sollte der DAX heute innerhalb seiner gestrigen Handelsspanne verbleiben, die von 21.300 bis 20.571 Punkte reichte, so wäre dies erst einmal ein positives Signal. Charttechniker sprechen in diesem Fall von einem sogenannten "inside day" - dieses Kursmuster weist auf eine abnehmende Volatilität an den Märkten hin.

Bereits gestern hatte der VDAX, der die erwartete Schwankungsbreite der DAX-Kurse misst, deutlich nachgegeben auf knapp 33 Punkte, nachdem er zu Wochenbeginn noch bis auf gut 44 Punkte gestiegen war. Ein weiter nachgebender VDAX wäre nun ein Entspannungssignal für den deutschen Aktienmarkt; nicht umsonst wird dieses Volatilitätsmaß auch als "Angstbarometer" der Börse bezeichnet.

Ist nun also wieder alles gut an den Börsen? Haben die Märkte den Trump-Schock schon abgehakt? Keineswegs, der DAX hat trotz seiner jüngsten Kursgewinne gerade einmal einen Bruchteil der zuvor angelaufenen Kursverluste wettmachen können.

Hinzu kommt: Kaum ein Marktexperte mag prognostizieren, ob die jüngsten Kursgewinne von Dauer sind. Alles hängt von der nächsten Äußerung, dem nächsten Meinungsumschwung des US-Präsidenten ab. Trump hat an den Märkten an den vergangenen Handelstagen die wohl wichtigste Währung verspielt: Vertrauen. Eine nachhaltige Kurserholung scheint vor diesem Hintergrund nur schwer vorstellbar.

Der US-Präsident war zur Wochenmitte in dem von ihm angezettelten Zollstreit zurückgerudert. Er senkte die Zölle für fast alle Handelspartner zunächst für 90 Tage auf zehn Prozent. Für China erhöhte Trump die Einfuhrabgaben dagegen ein weiteres Mal, sie liegen nun bei 145 Prozent.

Mit seiner "Pause" im Zollstreit trat Trump am Mittwochabend eine Rally an der Wall Street los, die sich an den globalen Aktienmärkten gestern fortsetzte. Marktbeobachter gehen davon aus, dass es letztlich der drastische Rendite-Anstieg für US-Staatsanleihen gewesen war, der Trump zur Umkehr gezwungen hatte. Experten sprachen von einer "toxischen Kombination" fallender Aktien- und Anleihenkurse und einem "Sell America"-Szenario.

Die Vorgaben von den asiatischen Börsen für den DAX-Handel sind derweil durchwachsen. Die anhaltende Unsicherheit und die Furcht vor einem eskalierenden Handelskrieg setzten die Kurse in Japan unter Druck.Der Nikkei-Index fiel um 3,3 Prozent auf 33.454 Punkte, nachdem er gestern noch gut neun Prozent zugelegt hatte.

Vor allem den exportorientierten Werten im Nikkei machte dabei auch die Aufwertung des Yen zu schaffen. Die japanische Währung gilt vielen Anlegern als sicherer Hafen und war in den vergangenen Tagen entsprechend gefragt. Die Börse Shanghai legte dagegen um ein gutes halbes Prozent zu. Hier hellte die Aussicht auf staatliche Hilfen die Stimmung auf.

Die großen Indizes an der Wall Street hatten gestern ein Drittel ihrer vorherigen starken Kursgewinne wieder abgeben müssen. Der Standardwerteindex Dow Jones schloss 2,5 Prozent tiefer mit 39.593 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 4,3 Prozent auf 16.387 Zähler nach, und der breit gefasste S&P 500 büßte 3,5 Prozent auf 5.268 Stellen. Zur Stunde notieren die US-Futures minimal im Minus.

Am Nachmittag noch vor Börseneröffnung in New York starten die Banken traditionell die Berichtssaison in den USA. JPMorgan, Morgan Stanley und Wells Fargo öffnen ihre Bücher. Die Berichtssaison dürfte den Anlegern weiter Klarheit darüber geben, wie sehr der Zollstreit die Unternehmen in den USA belastet, vor allem die Ausblicke dürften daher im Fokus stehen.

Am Morgen hat der Goldpreis erstmals in der Börsengeschichte die Marke von 3.200 Dollar geknackt. In der Spitze geht es bis auf 3.220 Dollar aufwärts. Die Rekordrally bei dem gelben Edelmetall ist in erster Linie auf die jüngsten Turbulenzen an den Aktienmärkten zurückzuführen.

Diese dämpfen die Risikobereitschaft und begünstigen eine Verlagerung in sichere Anlagen. Auch der fallende Dollar trug zum Anstieg des Goldpreises bei, stärkte er doch die Nachfrage aus dem Nicht-Dollar-Raum.

Die Ölpreise ziehen am Morgen an und bauen damit ihre gestrigen Gewinne aus. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet aktuell 63,85 Dollar und damit 0,8 Prozent mehr. Das "schwarze Gold" hatte sich zuletzt stark verbilligt, dahinter steckt die Furcht der Anleger vor einer weltweiten Konjunkturdelle und insbesondere einer nachlasssenden Nachfrage aus China infolge der US-Zollpolitik.

Novartis will in den USA in den nächsten fünf Jahren insgesamt 23 Milliarden Dollar in den Ausbau der Produktion und der Forschung investieren. Der Pharmakonzern dürfte damit auf die Zolldrohungen von Trump reagieren. Mit den neuen Anlagen wird Novartis nach eigenen Angaben in der Lage sein, 100 Prozent der in den USA vertriebenen Schlüssel-Medikamente auch vollständig in den USA zu produzieren.

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