
marktbericht
Der DAX kommt zur Wochenmitte kaum vom Fleck. Anleger warten gespannt auf den Zinsentscheid der US-Notenbank am Abend: Wird die Fed Präsident Trump weiter trotzen?
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt scheuen zur Wochenmitte das Risiko. Der DAX kommt kaum vom Fleck, zwischen Tageshoch und Tagestief liegen gerade einmal gut 100 Punkte. Zur Mittagszeit liegt der deutsche Leitindex 0,1 Prozent im Minus bei 23.227 Punkten. Die Aussicht auf hochrangige Gespräche im Handelsstreit zwischen den USA und China am Wochenende stützt die Kurse; für Unsicherheit sorgt allerdings der anstehende Zinsentscheid der US-Notenbank Fed.
Die Anleger wollen wissen, wie die Fed auf die zuletzt immer aggressiver geäußerten Forderungen von US-Präsident Donald Trump reagiert, die Zinsen zu senken. Es wird allgemein erwartet, dass die Notenbank dem politischen Druck widersteht und ihre Leitzinsen nicht anpasst - nicht zuletzt, um ihre Unabhängigkeit erneut unter Beweis zu stellen.
Auch mit Blick auf die kommenden Zinsentscheide hatten sich die Erwartungen der Marktteilnehmer zuletzt deutlich eingetrübt. Laut dem Fed Watch Tool der CME Group rechnen aktuell nur noch 31 Prozent mit einer Zinssenkung auf der Juni-Sitzung. Zum Vergleich: Vor einem Monat waren es noch 61 Prozent gewesen.
Nach dem historischen Fehlstart der schwarz-roten Koalition war der DAX gestern nur kurzzeitig aus dem Tritt geraten. Mittel- bis langfristig wahrt sich das deutsche Börsenbarometer bislang seine Chancen auf der Oberseite. Der Aufwärtstrend ist weiterhin intakt. Der deutsche Leitindex notiert zudem komfortabel über seiner 50-Tage-Linie (aktuell bei 22.243 Punkten), die als wichtiger Indikator für den mittelfristigen Trend gilt.
Doch kurzfristig bestehen Risiken: "Der Index ist weiterhin stark überkauft und die aktuelle Euphorie im DAX kann gefährlich sein, wenn es plötzlich zu fallenden Kursen kommt", warnt ING-Experte Christian Zoller. "Der DAX pendelt seit drei Tagen seitwärts und zahlreiche Indikatoren warnen vor einem Kursrutsch."
Was der DAX nun braucht, um die Zweifler zu besänftigen, ist ein neues Rekordhoch. Die alte Bestmarke datiert von Mitte März und liegt bei 23.476 Punkten. "Dieser charttechnische Deckel muss weg", ist auch IG-Analyst Christian Henke überzeugt. "Erst dann könnte die Party auf dem Frankfurter Börsenparkett weiter gehen."
Derweil sind die Turbulenzen an den Finanzmärkten infolge der US-Zollpolitik nach Einschätzung der Finanzaufsicht BaFin nicht ausgestanden. "Es besteht ein erhebliches Potenzial für weitere Rückschläge an den Märkten. Für Rückschläge, die möglicherweise systemweite Auswirkungen haben könnten", betonte heute BaFin-Präsident Mark Branson in Frankfurt. Die Unsicherheit ist und bleibe "extrem hoch".
Positive Nachrichten kamen am Morgen von der deutschen Konjunktur. Die deutschen Industriebetriebe haben einen überraschend deutlichen Anstieg beim Auftragseingang verzeichnet. Im März zogen die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe im Monatsvergleich um 3,6 Prozent an. "Dies könnte der Beginn eines (leichten) Aufwärtstrends sein, den die Frühindikatoren bereits signalisieren", kommentierte Commerzbank-Volkswirt Marco Wagner die Daten.
Die Wall Street steuert unterdessen nach ihren jüngsten Verlusten auf einen freundlichen Handelsauftakt zu. So liegt der Future auf den Dow-Jones-Index aktuell 0,6 Prozent im Plus, während der Future auf den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,5 Prozent steigt.
Die geplanten Gespräche zwischen den USA und China haben dem Dollar nur kurzzeitig Rückenwind gegeben. Im mittäglichen Devisenhandel gewinnt der Euro 0,2 Prozent auf 1,1361 Dollar.
Am Rohstoffmarkt muss Öl einen Teil seiner frühen Gewinne preisgeben. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuert sich am Mittag um 0,6 Prozent auf 62,55 Dollar. Bereits am Vortag hatten Anleger den jüngsten Preisrutsch am Ölmarkt zum Einstieg genutzt.
Gold kann seine jüngsten Kursgewinne nicht in Gänze verteidigen. Der Preis für die Feinunze Gold fällt derzeit um 0,3 Prozent auf 3.389 Dollar. Tags zuvor hatte sich Gold seinem Rekordhoch bei 3.500 Dollar bis auf gut 60 Dollar wieder angenähert.
BMW mit heftigem Gewinneinbruch
Der Autobauer BMW ist mit einem Gewinneinbruch ins Jahr gestartet. Im ersten Quartal verdiente der Münchner Konzern unter dem Strich 2,2 Milliarden Euro, das waren 26,4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Dennoch hält BMW an seiner Prognose fest.
Trotz eines unerwartet guten zweiten Quartals hat Siemens Healthineers seine Gewinnprognose gedrosselt. Der DAX-Konzern rechnet wegen des Zollstreits nun mit einer Bandbreite für den erwarteten Gewinn je Aktie im laufenden Geschäftsjahr 2024/25 von 2,20 bis 2,50 Euro. Bisher lag die Untergrenze bei 2,35 Euro.
Der Krankenhaus- und Arzneimittelkonzern Fresenius ist zum Jahresstart weiter gewachsen und hat dabei überraschend viel verdient. Konzernweit stieg unter dem Strich das Ergebnis aus dem fortgeführten Geschäft - also ohne die Beteiligung Fresenius Medical Care - um zwölf Prozent auf 416 Millionen Euro.
Vonovia-Chef Rolf Buch verlässt den von ihm geprägten Branchenprimus überraschend zum Jahresende. Nachfolger wird der ehemalige SAP-Manager und Vodafone-Finanzchef Luka Mucic. Unter dem Strich wies Vonovia Ende März einen Gewinn von 515 Millionen Euro aus nach knapp 336 Millionen Euro im Vorjahr.
Der Tesla-Herausforderer Rivian hat mit dem Erreichen eines Gewinnziels die Voraussetzung für eine Investition von Volkswagen in Höhe von einer Milliarde Dollar erfüllt. Die Geldspritze werde nun zum 30. Juni erwartet, teilte Rivian mit. Auslöser ist, dass die Elektroauto-Firma im zweiten Quartal in Folge einen Bruttogewinn schaffte.
Höhere Stahlpreise insbesondere in den USA stimmen den Stahlhändler Klöckner & Co zuversichtlich für das laufende zweite Quartal. Vorstandschef Guido Kerkhoff rechnet mit einem um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 60 bis 90 Millionen Euro. Das wäre eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vor- und dem Vorjahresquartal.
Die Aufrüstung in Europa hat Hensoldt einen weiteren Schub bei Aufträgen und Umsatz beschert. Im ersten Quartal sammelte der Radar-Spezialist Bestellungen über 701 Millionen Euro ein und damit gut fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der auf die Aktionäre entfallende Nettoverlust verdoppelte sich jedoch von 14 auf 30 Millionen Euro.
Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler hat die Schwäche der Autoindustrie in den ersten drei Monaten zu spüren bekommen. Vor allem in Europa und China lief es schlechter. Der auf die Schaeffler-Aktionäre entfallende Konzerngewinn sackte im ersten Quartal vor allem wegen Sondereffekten um fast zwei Drittel auf 83 Millionen Euro ab.
Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 hat nach Rekordwerten beim Umsatz und Absatz zum Jahresauftakt sein Ergebnisziel für 2025 angehoben. Beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) rechnet Auto1 nun mit 150 bis 180 Millionen Euro nach zuvor 135 bis 165 Millionen.
Gleich drei Unternehmen müssen den Kleinwerteindex SDAX zumindest vorübergehend verlassen, weil sie ihre geprüften Geschäftsberichte für das vergangene Jahr nicht rechtzeitig vorlegen konnten. Die Deutsche-Börse-Tochter ISS Stoxx schloss den Softwareentwickler Nagarro, den Labordienstleister Stratec und den Finanzinvestor Mutares mit Wirkung zum 9. Mai aus dem 70 Werte starken SDAX aus.
Die deutsche Digitalbank N26 startet ein eigenes vollständiges Mobilfunkangebot. Der britische Konkurrent Revolut hatte erst vor einer Woche angekündigt, später im Jahr ebenfalls ein eigenes Mobilfunkangebot anzubieten. N26 kooperiert bei seinem Angebot mit Vodafone.
Der Abnehmspezialist Weight Watchers will in einem US-Insolvenzverfahren seine Schulden kappen. Die Firma hofft, das Verfahren nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts nach ungefähr 45 Tagen oder schneller verlassen zu können. WW International steht wegen Abnehmspritzen wie Ozempic oder Wegowy schon länger unter Druck. Die Aktie stürzt im vorbörslichen US-Handel um über 50 Prozent ab.
Der österreichische Stahl- und Verarbeitungskonzern Voestalpine warnt eindringlich vor einer Gefährdung seiner Wettbewerbsfähigkeit und fordert von der heimischen Politik eine Entlastung bei den Stromkosten. "Die Lage ist ernst", sagte Konzernchef Herbert Eibensteiner. "Wir verlieren insbesondere in Europa Kunden, da diese nicht bereit sind, die zusätzlichen Kosten zu tragen."
Wegen Ausspähattacken auf WhatsApp-Nutzer soll die israelische Firma NSO fast 168 Millionen Dollar an Meta zahlen. Geschworene in Kalifornien entschieden, dass dem Facebook-Konzern knapp 445.000 Dollar als Schadenersatz zustehen - plus eine Strafzahlung von 167,25 Millionen Dollar.
Der dänische Spezialist für Abnehmmittel Novo Nordisk schraubt wegen schwacher Verschreibungsdaten aus den USA seine Umsatz- und Gewinnprognose für das Gesamtjahr zurück. Die Nachfrage nach Mitteln gegen Fettleibigkeit und zur Diabeteskontrolle liege in den USA unter den Planungen.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.