
marktbericht
Der DAX ist mit leichten Verlusten in die neue Börsenwoche gestartet. An der Wall Street dürfte es heute dagegen nach der jüngsten Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit deutlich bergab gehen.
Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA sorgt an den globalen Finanzmärkten für Verunsicherung. Während sich für die US-Börsen derzeit ein schwacher Start abzeichnet, reagieren die Anleger am deutschen Aktienmarkt recht gelassen. Der DAX gibt in den ersten Handelsminuten um 0,3 Prozent auf 23.708 Punkte nach.
Mit Moody's hatte die letzte der drei großen Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit der USA herabgestuft und den Vereinigten Staaten damit die Top-Bonität entzogen. Damit dürfte es für die Vereinigten Staaten nun teurer werden, sich Geld auf dem Kapitalmarkt über Staatsanleihen zu besorgen. Der Druck auf US-Staatsanleihen, -Aktien und den Dollar steigt.
Aus technischer Sicht gilt der DAX nach den rasanten Kursgewinnen seit Anfang April als "überkauft": Eine Korrektur käme vor diesem Hintergrund nicht überraschend - ließ aber bislang noch auf sich warten. Zuletzt standen bei kleineren Rücksetzern stets genügend Anleger an der Seitenlinie parat, die die gefallenen Kurse zum Einstieg nutzten.
Mit Blick auf den DAX-Chart mahnt nun aber ein mögliches Doppel-Top die Anleger zur Vorsicht. So stieg der deutsche Leitindex zum Wochenschluss bis auf 23.887 Punkte, machte dann aber knapp unter seinem Rekordhoch vom Wochenbeginn bei 23.912 Zählern wieder kehrt. Ein Doppel-Hoch gilt als valides charttechnisches Wendesignal und Vorbote fallender Kurse.
Aus fundamentaler Perspektive könnten derweil auch die gestiegenen Bewertungen im DAX den Anlegern zu denken geben. Die Experten von Index-Radar bezeichnen diese bereits als "ambitioniert".
In den aktuellen Kursen sei bereits ein Szenario robusten globalen Wachstums eingepreist - inklusive baldiger Zollkompromisse, solider Unternehmenszahlen und einer weiter fallenden Inflation. "Die Luft nach oben wird damit dünner", resümierten die Fachleute. Für Enttäuschungen bleibe wenig Spielraum.
Negative Signale für den DAX kommen überdies von den US-Futures-Märkten. So liegt der Future auf den Dow-Jones-Index nach der Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit 0,8 Prozent tiefer. Der Future auf den technologielastigen Nasdaq 100 gibt sogar um 1,3 Prozent nach.
Vor dem Wochenende hatten die großen US-Indizes allesamt noch Gewinne eingefahren. Der Dow Jones verabschiedete sich am Freitag mit einem Plus von 0,8 Prozent bei 42.654 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,7 Prozent auf 5.958 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 0,5 Prozent auf 19.211 Stellen an.
Auch in Asien reagieren die Anleger verunsichert auf die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit. Nach Meinung von Shuutarou Yasuda, Marktanalyst am Tokai Tokyo Intelligence Laboratory war der Zeitpunkt der Herabstufung ungünstig: "Sie erfolgte zu einem Zeitpunkt, als die heimischen Aktienmärkte ihre Verluste aus der Zollankündigung von US-Präsident Donald Trump wieder wettmachten."
Die japanische Börse verabschiedete sich mit Verlusten aus dem Handel. In Tokio gab der 225 Werte umfassende Nikkei-Index um 0,7 Prozent auf 37.498 Punkte nach. Auch in China überwogen die Verluste; der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen fiel um 0,3 Prozent.
Der Euro hat sich zum Wochenauftakt wieder etwas von der Schwäche am Freitag erholt. Die Gemeinschaftswährung kostete zuletzt 1,1201 Dollar und damit wieder etwas mehr als am Freitag. Zum Abschluss der vergangenen Woche sackte der Euro wegen gestiegener US-Inflationserwartungen bis auf 1,1131 Dollar ab. Heute stehen weder in Europa noch in den Vereinigten Staaten wichtige Konjunkturdaten auf der Agenda.
Am Rohstoffmarkt verzeichnen die Ölpreise zum Start in die Woche Verluste. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent fällt um 0,8 Prozent auf 64,85 Dollar. Nach den jüngsten deutlichen Preiszuwächsen macht sich nun die wieder steigende Risikoaversion der Anleger bemerkbar.
Gold kann von der steigenden Risikoaversion der Anleger zunächst nicht profitieren. Die Feinunze Gold kostet am Morgen 3.217 Dollar und damit 0,5 Prozent weniger.
In der DAX-Familie sind nach der Dividendenausschüttung bei einigen Unternehmen die entsprechenden Papiere optisch günstiger. So werden die Anteilsscheine von Volkswagen, TAG Immobilien, Hella und Dürr heute mit einem Dividendenabschlag gehandelt.
Im SDAX sind Aktien von Borussia Dortmund gefragt. Der BVB hatte sich nach einer beeindruckende Aufholjagd in der Fußball-Bundesliga am letzten Spieltag mit dem 3:0 Sieg gegen das bereits abgestiegene Holstein Kiel auf den letzten Drücker einen Platz in der sehr lukrativen Champions League gesichert.
Die irische Billig-Airline Ryanair hat wegen niedriger Ticketpreise einen Gewinneinbruch verbucht. Der Nettogewinn fiel im Ende März auslaufenden Geschäftsjahr 2024/25 um 16 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Im neuen Geschäftsjahr rechnet der Chef der Ryanair-Gruppe, Michael O'Leary, mit 206 Millionen Fluggästen. Auch sollten die Ticketpreise leicht anziehen.
In der Debatte über seine Zollpolitik hat US-Präsident Donald Trump den Einzelhandelsriesen Walmart scharf kritisiert. Auf seiner Plattform Truth Social schrieb Trump, Walmart solle die Zollbelastungen nicht weitergeben ("eat the tariffs") "und den geschätzten Kunden "NICHTS berechnen". Zuvor hatte Walmart-Finanzchef John David Rainey ankündigt, die Preissteigerungen durch die Zölle würden spätestens im Mai in den Regalen bemerkbar werden.
Die US-Regierung erwägt, Boeing mit einer neuen Vereinbarung einen Prozess zu den zwei tödlichen Abstürzen von Flugzeugen des Typs 737 MAX zu ersparen. Es sei aber noch keine Entscheidung dazu getroffen worden, teilte das Justizministerium in Gerichtsunterlagen mit. Vertreter von Opferfamilien sind gegen eine Einigung und wollen, dass am 23. Juni die Gerichtsverhandlung beginnt.
Nachdem ein Kleinaktionär vor Gericht ein milliardenschweres Aktienpaket für Tesla-Chef Elon Musk torpedieren konnte, stellt der Autobauer eine Hürde für Klagen von Anteilseignern auf. Nach einer Änderung der Satzung dürfen nur Aktionäre mit einer Beteiligung von mindestens drei Prozent Klagen gegen Manager oder Verwaltungsratsmitglieder im Interesse des Unternehmens einreichen.
Das Geschäft mit Tankstellen der Marke Jet in Deutschland und Österreich geht an Finanzinvestoren. Der US-Konzern Phillips 66 verkauft unter dem Druck der Investmentfirma Elliott einen Mehrheitsanteil von 65 Prozent für rund 1,5 Milliarden Euro. Käufer ist ein Konsortium, hinter dem die Investmentfirmen Energy Equation Partners und Stonepeak stehen.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.