Nicht zum Verkauf: König Charles III. geht sein Revier markieren

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Kanada soll sich den USA anschließen, findet Donald Trump. Den Widerspruch des Nachbarlandes ignoriert der US-Präsident gekonnt. Jetzt muss der König anrücken.

Ende Mai werden Charles III. und seine Gemahlin Camilla zum ersten Mal als Königspaar nach Kanada reisen. Audienz bei Premierminister Mark Carney, Zeremonie für die Königin, Bäumchen pflanzen, Kranzniederlegung am Grab eines unbekannten gefallenen Soldaten – auf den ersten Blick wirkt das Programm banal, ja fast vorhersehbar. Ein royaler Staatsbesuch eben.

Dabei geht es um so viel mehr: Seit Donald Trump zum zweiten Mal ins Weiße Haus eingezogen ist, steht gewissermaßen die Unabhängigkeit Kanadas auf dem Spiel. Der US-Präsident will, dass das Land zum 51. Bundesstaat der USA wird. Premier Mark Carney hatte sich im Wahlkampf vehement gegen Trump positioniert und die Wahlen so gewonnen. Was das Land von den Expansionsfantasien des US-Präsidenten hält, dürfte damit hinreichend geklärt sein.

Der Staatsbesuch von König Charles III. soll das jetzt noch einmal bekräftigen. Offiziell darf sich der Monarch, der zu seinen Zeiten als Prinz von Wales durchaus für seine politischen Äußerungen berüchtigt war, politisch nicht äußern. In Großbritannien als konstitutionelle Monarchie ist der gewählte Premierminister für politische Aufgaben zuständig ist. Die Royals erfüllen Repräsentationsaufgaben – aber genau die werden in Zeiten von Donald Trump politischer denn je.

König Charles' Besuch ist ein politisches Statement

Kanada ist Mitglied des britischen Commonwealth und Charles somit Staatsoberhaupt. Sein Besuch in Ottawa am 27. Mai werde die Souveränität des Landes gegenüber den USA "stärken", sagte der kanadische Hochkommissar, Ralph Goodale, am Dienstag beim Besuch Charles und Camilla im Canada House im Zentrum Londons. Die Reise nach Ottawa werde zeigen, dass Kanada "der wahre Norden, stark und frei ist – und das werden wir auch bleiben".

Kanadas Premier Carney hatte mehrfach deutlich gesagt, dass Kanada nicht zum Verkauf stehe. "Der König als Staatsoberhaupt wird die Macht und die Stärke dieser Botschaft verstärken", hofft Hochkommissar Goodale.

Den Höhepunkt des Besuches bildet deshalb die Eröffnung des kanadischen Parlaments: Erstmals seit 1957 wird ein Monarch die Sitzung in Kanada eröffnen. Während der Zeremonie soll Charles III. zudem eine Thronrede in der Senatskammer halten – das dritte Mal in der Geschichte des Landes.

Ein bisschen Platz für Freundschaft bleibt auch in Kanada

Allerdings soll der König den US-Präsidenten mit seinem Besuch nicht vor den Kopf stoßen. Es wird erwartet, dass Charles Trump zu einem zweiten Staatsbesuch empfängt. Auch das wäre ein Novum. Im Februar hatte der britische Premier Keir Starmer Trump im Weißen Haus ein Einladungsschreiben von Charles überreicht. Der US-Präsident gilt als Bewunderer der britischen Königsfamilie und zeigte sich geschmeichelt. Beide Seiten betonten, dass noch kein US-Präsident mit einem zweiten Staatsbesuch geehrt worden sei.

Die Kanadier waren angesichts der politischen Umstände weniger erfreut. Premierminister Carney sah seine Bemühungen, sich von den USA zu emanzipieren, als "durchkreuzt" an.

Wann Donald Trump den britischen König besucht, ist noch unklar. Noch besteht also Hoffnung, dass Charles das angespannte Verhältnis zwischen ihm und dem Commonwealth-Mitglied Kanada vielleicht noch einmal kitten kann.