Nova Meierhenrich: So entflieht sie dem Medienrummel

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"Im Garten kann ich komplett abschalten", sagt Nova Meierhenrich und blickt auf den Medienrummel der letzten Wochen zurück.

Nova Meierhenrich (51) ist Schauspielerin, Moderatorin - und passionierte Schrebergartenbesitzerin. Große Wellen hat zuletzt jedoch vor allem ihr neues Buch "Lebensschlenker" über ihren unterfüllten Kinderwunsch geschlagen. Wie sie die Resonanz erlebt hat, wie sie sich vom Medienrummel erholt, und was sie neben ihrem Schrebergarten noch für Projekte im laufenden Jahr hat, verrät sie im Interview am Rande der OMR in Hamburg. Dort war sie zusammen mit Neudorff, einem Hersteller für nachhaltige Gartenprodukte, in einer Rikscha als fahrendem Garten unterwegs, um im Trubel von Messe und Innenstadt eine grüne Oase der Ruhe zu genießen.

Mit Ihrem neuen Buch, in dem Sie über Ihre erfolglose Kinderwunschbehandlung sprechen, haben Sie in den vergangenen Wochen für viel Wirbel gesorgt. Hat Sie das gewaltige Interesse überrascht?

Nova Meierhenrich: Das hat mich echt überrollt. Die letzten acht Wochen waren wie ein Rausch - ich hätte nie erwartet, dass das Thema so positiv aufgenommen wird und auch so viel Nachfrage kommt. Ich glaube, ich habe in den letzten acht Wochen nichts anderes gemacht als über das Buch gesprochen. Das hat mich überrascht, aber auch total gefreut. Mein Ziel war es, mit dem Buch eine Diskussion anzustoßen - über Übergriffigkeit gegenüber Frauen, über die K-Frage, den Kinderwunsch und all die unzähligen Wege, die zu diesem Thema führen. Ich finde die Resonanz ganz toll und die Zuschriften sehr berührend. Täglich erreichen mich Nachrichten von Frauen, die sagen: "Endlich fühle ich mich gesehen. Es geht nicht nur mir so." Und wenn ich auf ein Event gehe und plötzlich von einer fremden Person umarmt werde, die mir ein leises "Danke" ins Ohr flüstert - dann sitze ich da und weine.

Wie schaffen Sie es, trotz des Trubels Momente der Ruhe zu schaffen?

Meierhenrich: Das war für mich auch ein Lernprozess, mir diese Inseln zu schaffen. Darin war ich lange überhaupt nicht gut und dachte immer "Ja, dann machst du den Job eben noch. Und das auch und das auch noch... Eine Pause brauche ich nicht." Aber das ist natürlich ein Trugschluss - und irgendwann meldet sich der Körper ganz deutlich. Man muss sich zwischendrin diese kleinen Oasen der Ruhe schaffen. Deshalb fand ich auch die Neudorff-Aktion mit der grünen Rikscha so toll, weil diese genau das sinnbildlich transportiert. Eine meiner kleinen Oasen ist zum einen mein Van, der vor der Tür steht. Wenn mich die Sehnsucht nach dem Meer packt, steige ich morgens einfach ein, fahre los, schaue auf den Horizont und denke: "Wow! Das Leben ist wieder in Ordnung." Wenn ich nicht so ganz viel Zeit habe, gehe ich an den Elbstrand. Und mein Schrebergarten ist natürlich mein Refugium, in dem ich mich wohlfühle. Sobald die ersten Sonnenstrahlen rauskommen, bin ich dort, buddele in der Erde - und das erdet mich im wahrsten Sinne des Wortes. Das ist für mich ein komplettes Runterkommen, sich dreckig zu machen. Manchmal fahre ich direkt vom Flughafen mit dem Koffer in den Garten, lege mich zehn Minuten in die Hängematte - aber dann muss ich loslegen. Dann werfe ich mich rein, bin ganz bei mir.

Ist dieses "Hände schmutzig machen" auch ein Kontrast zur Glitzerwelt, aus der Sie beruflich kommen?

Meierhenrich: Ja, es ist ein toller Kontrast und ich brauche das auch. Ich habe das aus meiner Kindheit mitbekommen. Ich habe drei Brüder, wir haben immer im Dreck gespielt. Ich habe keine Barbies gehabt, ich habe Baumhäuser gebaut. Wir sind immer im Nordseeurlaub in Dänemark gewesen, die erste Palme habe ich mit 17 gesehen. Es war alles immer eher handfest und bodenständig, und genau das zieht sich bis heute durch mein Leben. Wenn ich dann den Dreck unter den Fingernägeln nicht mehr wegkriege, dann werden die schnell rot lackiert, damit ich abends noch arbeiten kann.

Haben Sie bei Ihren Gartennachbarn auch einen Promistatus?

Meierhenrich: Nein, gar nicht. Ich glaube, viele wissen gar nicht, was ich so beruflich mache. Und die, die es wissen, denen ist das ziemlich egal. Und das ist das Schöne, dass es da um andere Sachen geht. Mit manchen Nachbarn versteht man sich richtig gut, da wird über den Gartenzaun gerufen: "Der Kuchen ist fertig - willst du auch ein Stück?" Und dann gibt es natürlich auch die anderen, bei denen wirklich jedes Klischee über Schrebergartenkolonien wahr wird. Das gehört eben auch dazu - man kann sich seine Nachbarn ja nicht aussuchen.

Die Gartensaison ist schon gestartet dieses Jahr. Wie sieht Ihr Schrebergarten aus?

Meierhenrich: Im Moment ist es einfach sehr, sehr bunt. Das Gemüse ist noch nicht im Beet, weil die Eisheiligen ja noch nicht waren, das ist immer ein bisschen "risky" in Hamburg. Aber überall blüht und sprießt es. Die Tulpen stehen in voller Pracht, die Gräser wachsen, und auch der Pflaumenbaum und der Apfelbaum sind gerade in voller Blüte. Es ist wirklich eine wunderschöne Phase gerade. Und dann beginnt diese Vorfreude - man holt die Gartenmöbel raus, legt den Teppich wieder hin, macht alles schön, putzt ein bisschen, richtet sich ein... und wartet auf den ersten Abend, an dem endlich angegrillt wird.

Unterstützt Sie Ihr Partner, der TV-Koch Brian Bojsen, auch bei der Gartenarbeit?

Meierheinrich: Nein, nein, nein. (lacht) Verhungern werde ich mit ihm an meiner Seite ganz sicher nie - fürs Kulinarische sorgt er nämlich mit voller Leidenschaft. Die einzige Bedingung: Er muss kein Werkzeug in die Hand nehmen. Renovieren, Heimwerken, all das hasst er - und ich zum Glück nicht. Ich glaube, dass er manchmal mit dem Kopf schüttelt, wenn ich morgens um neun wieder sage: "Du, das Wetter ist schön, ich gehe schon mal in den Garten." Dafür ist er der beste Barbecue-Koch. Das ist doch eine gute Aufteilung, absolut toll.

Welche Tipps haben Sie für absolute Gartenfrischlinge, die auch loslegen wollen?

Meierhenrich: Erstens, nicht zu perfektionistisch sein. Der Garten wird dir zeigen, wie er drauf ist. Man denkt am Anfang immer, man hat alles unter Kontrolle. Aber beim Gärtnern ist jedes Jahr das Wetter anders, der Regen anders. Und was in einem Jahr klappt, wird im nächsten vielleicht nicht klappen. Deshalb sollte man von Anfang an den Druck rausnehmen, einfach loslegen, ausprobieren - und dann wird's entweder eine Erfahrung oder ein Erfolg. In einem Jahr ist die Ernte fantastisch, du freust dich riesig und denkst: "Yes, jetzt hab ich's raus!" Und im Jahr darauf kommt die Braunfäule, die Nacktschnecken marschieren ein - und du fragst dich: "Was habe ich falsch gemacht?" Dabei hast du alles genauso gemacht wie vorher. Nur der Garten sagt dir dann: "Sorry, dieses Jahr bin ich anders." Und genau das liebe ich - dieses Unberechenbare.

Zweitens, nicht zu künstlich sein. Ich versuche so wild wie möglich zu gärtnern - natürlich im Rahmen des Schrebergartengesetzes, das mir vorgibt, wie ich das zu tun habe. Aber man sollte dem Garten Freiraum geben. Und wenn kein Garten vorhanden ist, kann man sich kleine Parzellen mieten, die es mittlerweile in fast jeder Stadt gibt. Das ist dann kein ganzer Schrebergarten, sondern einfach nur ein kleines Feldstück, aber das macht richtig viel Spaß. Und wer sich da noch nicht rantraut, kann zu Hause einfach ein paar schöne Balkonkästen auf den Balkon stellen und Tomaten anpflanzen, das funktioniert eigentlich immer. Oder sogar auf der Fensterbank gibt es ja mittlerweile kleine Growhäuser mit Kräutern. Egal in welchem Rahmen: einfach machen, ausprobieren, das kann eigentlich nicht schiefgehen. Es ist im schlimmsten Fall eine Erfahrung und dann macht man es beim nächsten Mal anders.

Drittens: Investiert bloß nicht in Gartenkleidung! Spätestens wenn ihr das erste Mal mit dem weißen Hemd nach der Arbeit im Garten nach Hause kommt und denkt "Ich wollte doch eigentlich nur drei Blätter zupfen", und dann habt ihr auf einmal Rasenflecken drauf - dann ist das ab sofort euer Gartenhemd. Da braucht man kein Geld investieren, das macht der Kleiderschrank von ganz allein.

Welche Projekte stehen dieses Jahr neben dem Schrebergarten noch bei Ihnen an?

Meierhenrich: Das kann ich noch gar nicht so genau sagen, weil sich das gerade jeden Tag ändert. Relativ sicher fahren wir mit dem Van zum Nordkap und sind fast einen Monat unterwegs im Sommer und verbinden das mit vielen Jobs in Dänemark, Schweden und Norwegen. Das wird auch eine Abschiedsreise in Bezug auf den Kinderwunsch sein. Es wird mein zweites Mal am Nordkap sein, und diesmal mit einem sehr positiven Aspekt und darauf freue ich mich schon sehr. Mein Lebensgefährte, ich und unser kleiner Hund - wir setzen uns in den Van und verbringen wahrscheinlich den ganzen August in Skandinavien, suchen unseren eigenen Weg.