The-Kooks-Sänger Luke Pritchard: Was hält er von der Oasis-Reunion?

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The-Kooks-Sänger Luke Pritchard spricht nicht nur über das neue Album seiner Band. Er verrät auch, was er von der Reunion von Oasis hält.

"Never/Know", das neue Album von The Kooks, erscheint am 9. Mai. Warum die Platte ein Liebesbrief an seine Frau ist, erklärt Sänger Luke Pritchard (40) im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Zudem verrät der britische Musiker, der mit Gitarrist Hugh Harris (37) das Kernduo der Band bildet, wie er Familien- und Tourleben vereint, was er an deutschen Festivals schätzt und was er vom angekündigten Oasis-Comeback hält.

Das Album "Never/Know" bezeichnen Sie als einen Neustart, gleichzeitig vermittelt es ein "Back to the roots"-Gefühl. Wie sind Sie an das Album herangegangen?

Luke Pritchard: Ich habe viel darüber nachgedacht, wie es mit der Band weitergehen soll. Wir hatten unseren Sound im Laufe der Jahre so sehr verändert und so viele neue Dinge ausprobiert. Bei der Entstehung des Albums haben wir die ursprünglichen Einflüsse wieder aufleben lassen. Ich hatte das Gefühl, dass es an der Zeit war, zur Gitarre zurückzukehren. Und es kam der Impuls: Ich muss die Songs in einem Keller schreiben und nicht mit einem Produzenten, ich muss wieder zu den Grundlagen zurückkehren. Auf der Reise ging es darum, die Liebe zu unseren Wurzeln wiederzufinden, warum wir die Band gegründet haben, denn nach 20 Jahren fängt man einfach an, Dinge aus anderen Gründen zu tun. Man versucht, mit dem, was man tut, clever, aktueller oder relevanter zu sein. Ich denke, das Album ist genau richtig geworden. Es ist eine positive "Sunshine"-Platte mit vielen coolen Gitarren-Hooks und Sounds. Es ist authentisch für The Kooks und darauf bin ich wirklich stolz.

Sie haben gesagt, das Album ist auch ein Liebesbrief an Ihre Frau und Ihre Familie. Inwiefern?

Pritchard: In "Never Know" geht es zum Beispiel darum, dass ich eine Zeit lang mein schlimmster Feind und ziemlich niedergeschlagen war, die Dinge waren für mich nur Schwarz und Weiß. Und dann traf ich jemanden und mein ganzes Leben änderte sich. Meine Frau hat mir beigebracht, mich selbst zu überwinden und dankbarer für das Leben und die kleinen Dinge zu sein. "Sunny Baby" handelt von der Geburt unseres ersten Sohnes und davon, wie Menschen um uns herum davon überzeugt waren, dass wir es als Paar nie schaffen würden. Alle haben uns abgeschrieben und wir haben es geschafft. Jetzt sind wir hier mit zwei Kindern. Diese Themen für die Songs kamen einfach aus mir heraus, nicht zu sehr durchdacht, sondern direkt das, was ich fühle.

Wie haben Ihre Kinder Ihre Perspektive auf das Leben verändert?

Pritchard: In gewisser Weise ist es eine Erleichterung, wenn man Kinder hat, denn plötzlich gibt es Menschen, die so viel wichtiger sind als die eigenen Bedürfnisse. Man überwindet sein eigenes Ego. Was das Musikmachen angeht, sind Kinder eine große Inspiration. Sie haben viel Freude in mein Leben und in mein Zuhause gebracht. Ich hatte sie um mich, als ich die Songs fürs Album schrieb. Das klingt alles sehr idyllisch, aber das war es auch. Gerade in den aktuellen Zeiten ist es sehr schön, neues und unschuldiges Leben um dich zu haben. Das ist großartig für die Musik, denn Musik ist das innere Kind.

Sie haben ein sehr arbeitsreiches Jahr mit vielen Auftritten vor sich. Wie ist es, so weit weg von Ihrer Familie zu sein?

Pritchard: Es ist definitiv hart, wenn du sie vermisst und sie dich vermissen. Ich versuche mich an die Drei-Wochen-Regel zu halten und nicht länger am Stück weg zu sein. Und zum Glück gibt es FaceTime, ich weiß nicht, wie die Leute das vorher geschafft haben. Wenn es passt, werden sie auch auf Tour vorbeikommen. Meine Frau ist auch in dem Business und das Touren ist eben ein großer Teil davon, ein Musiker und ein Performer zu sein. Wir möchten den Kindern damit auch zeigen, dass sie in die Welt hinausgehen und sich verwirklichen sollen.

Als die Band angefangen hat, waren soziale Medien noch kein wirkliches Thema. Jetzt gibt es durch TikTok und Co. eine ganz neue The-Kooks-Fangemeinde. Wie gehen Sie mit Social Media um?

Pritchard: Mir gefällt es. Ich habe schon meine ersten albernen TikTok-Videos gemacht (lacht). Ich denke, es macht Spaß, wenn man es nicht zu ernst nimmt. Für einen "alten" Kerl wie mich ist es wirklich cool, das, was wir machen, dadurch frisch zu halten. Natürlich ist es ist eine sehr seltsame Sache, denn die Plattformen zeigen einem nur, wonach man sucht. Wenn man einfach nur witzige Videos von Hunden oder Katzen sucht, ist es brillant. Aber wenn man etwas Düsteres oder Verschwörungstheorien oder was auch immer sucht, kann es deprimierend werden. Gleichzeitig ist Social Media etwa für die Musik toll, da ihr dadurch ein viel demokratischerer Raum gegeben wurde. Es hat Leute hervorgebracht, die es ohne die sozialen Medien vielleicht nie geschafft hätten. Einige von ihnen sind furchtbar, manchmal ist es also nicht die beste Sache (lacht), aber einige von ihnen sind unglaublich gut.

Hat sich die Konkurrenzsituation dadurch in der Musik verändert?

Pritchard: Für mich sind es wie zwei Welten. Es gibt junge Künstler und Musik, die zu einer Ware geworden ist, und dann gibt es die Legenden, die das Business bereits seit Jahren prägen. Dagegen haben es die jungen manchmal schwer. Denn Authentizität kann man nicht kaufen, da helfen auch keine TikTok-Videos. Es ist verrückt, wie schnell die Leute groß werden und plötzlich auf Tour gehen und mit ihrem zweiten Album in Stadien auftreten. Die Rolling Stones haben das erst in den 70ern geschafft. Für die Newcomer ist das natürlich eine große Chance, aber es löst auch einen enormen Druck aus. Auch die ganzen Kommentare in den sozialen Medien sorgen für Druck, den wir nie hatten. Wir bekamen die schlechten Dinge von der Presse ab, aber damit konnten wir leicht umgehen.

Apropos Legenden: Wie haben Sie die Ankündigung der Oasis-Reunion erlebt?

Pritchard: Ich habe mich sehr gefreut. Ich habe versucht, Karten zu bekommen, aber es war unmöglich, ich bin nicht der Geduldigste (lacht). Ich hoffe, ich kann mich noch reinschleichen. Wir haben mit beiden Brüdern eine lange Freundschaft, haben mit beiden schon gespielt und viel Zeit mit ihnen verbracht. Als Musikfan denke ich, dass es brillant für den Rock'n'Roll ist. Dass eine richtige Gitarrenband ohne Backing Track jetzt in Stadien auftritt, kann nur gut sein. Zudem ist es so eine ikonische Geschichte aus den 90ern. Das ist es, was ich meinte. Da können jüngere Künstler nicht mithalten.

Können Sie sich vorstellen, dass The Kooks nach einer Trennung wieder zueinander finden könnte?

Pritchard: Ich glaube nicht, dass das passieren wird. Aber man weiß ja nie. Wenn wir uns zerstreiten oder wenn die Musik nicht mehr fließt, könnte es passieren. Es gab Zeiten, in denen wir beide kurz davor waren, die Band zu verlassen, aber wir haben uns zusammengerissen und uns gesagt, dass wir das schaffen. Bands wie die Stones sind auf jeden Fall ein Vorbild. Wir versuchen, uns selbst nicht zu ernst zu nehmen, wir lieben Musik und wollen auf Tournee einfach coole Vibes in die Städte bringen. Was wir auf jeden Fall gar nicht mögen, sind Pressestunts wie eine Trennung für zwei Jahre, um danach die Preise für die Tickets in die Höhe zu treiben.

Es gab Abschiede und Veränderungen in der Band. Wie hat das die Gruppe verändert?

Pritchard: Es war wirklich schmerzhaft. In der ersten Konstellation mit Paul und Max herrschte so viel gute Chemie, die hört man auf den ersten beiden Alben. Aber das Leben in einer Band, die viel reist, ist nicht für jeden etwas. Ich habe immer noch zu beiden ein gutes persönliches Verhältnis. Seither haben wir so viele Leute in der Band gehabt. Ich glaube, jetzt sind wir am ruhigsten und musikalisch sehr gut aufeinander eingespielt. Es ist wahrscheinlich die beste Besetzung, die es seit den Anfängen gab. Alexis ist immer noch der Neue, obwohl er schon seit zehn Jahren dabei ist (lacht). Er ist unser Ronnie Wood. Jon gehört mittlerweile seit ein paar Jahren dazu, er hat dem neuen Album sehr viel Leben eingehaucht. Es fühlt sich also wirklich an wie eine Band, es ist eine Band, auch wenn Hugh und ich sie gegründet haben. Wir sind der Kern, solange es uns beide gibt, gibt es The Kooks. Möge diese Version der Band noch lange bestehen. Wir haben schließlich gerade die beste Platte seit dem ersten Album gemacht. So fühlt es sich zumindest an.

Apropos erstes Album. 2026 wird "Inside In / Inside Out" 20 Jahre alt. Wird das gefeiert?

Pritchard: Ja, wir werden feiern und eine Retrospektive machen. Nicht speziell über das erste Album, aber über 20 Jahre Bandgeschichte. Es gibt immer noch so viel ausgegrabenes Material, das wir haben, so viel Filmmaterial, das wir nie veröffentlicht haben, aus der Zeit, bevor wir überhaupt Musik veröffentlicht haben, und viele Demos. Es wird Spaß machen, diese Dinge für die Ultrafans durchzugehen und aufzubereiten. Ich bin mir sicher, dass es auch Gelegenheiten geben wird, wirklich neue Sachen zu machen, die wir noch nie gemacht haben. Wer weiß, vielleicht spielen wir nächstes Jahr in Stadien.

In näherer Zukunft spielt The Kooks dieses Jahr auf deutschen Festivals, unter anderem auf dem Deichbrand oder dem Highfield. Was zeichnet deutsche Festivals aus?

Pritchard: Ich glaube, deutsche Festivals sind den britischen sehr ähnlich. Wahrscheinlich, weil wir bei beiden mit dem Wetter klarkommen müssen. Wir sind abgehärtet (lacht). Außerdem kann es auch schon mal etwas außer Kontrolle geraten, aber auf eine gute Art und Weise. Die Energie ist super. Die Leute wollen einfach abgehen, das liebe ich. Trotzdem gehen alle sehr respektvoll miteinander um. Auch wenn ich den Eindruck habe, dass die deutsche Musikszene im Moment eher Hip-Hop-lastig ist, ist Rock'n'Roll immer noch angesagt.

Klingt so, als hätte die Band eine tiefe Verbindung zu Deutschland?

Pritchard: Auf jeden Fall. Neben UK, Australien und Südamerika gehört Deutschland zu den Ländern, in denen wir am erfolgreichsten sind. Wir haben unser ganzes letztes Album dort aufgenommen, und es hat wirklich Spaß gemacht, die deutsche Kultur und Lebensart kennenzulernen.

Gibt es noch Locations, wo The Kooks gerne mal spielen würde?

Pritchard: Da gibt es viele. Wir sind zwar schon zwanzig Mal um die Welt gereist, aber es gibt immer noch Orte, an denen wir noch nie aufgetreten sind. Ich war zwar schon in Indien, aber ich habe dort noch nie gespielt. Das wäre wirklich spannend. Wir sind in Südafrika aufgetreten, waren aber noch nie in Ost- und Westafrika. Und wer weiß, vielleicht könnten wir auch die erste Band sein, die auf dem Mars spielt...