Unternehmer sind sich einig: Die künftige Bundesregierung hat reichlich Hausaufgaben zu erfüllen, um "Made in Germany" wieder nach vorn zu bringen. Der Zollstreit mit den USA belastet zusätzlich.
Zu viel Bürokratie, zu hohe Energiekosten, Lücken in der Digitalisierung: Der Mittelstand gibt dem Standort Deutschland überwiegend schlechte Noten. In einer Forsa-Umfrage für die Commerzbank landet Europas größte Volkswirtschaft in einer Liste von Wirtschaftsnationen auf Platz 9 - hinter Italien und Vietnam.
Gerade einmal zehn Prozent der 1.525 Unternehmen, die zwischen Mitte November und Mitte Februar befragt wurden, bewerten die Rahmenbedingungen in Deutschland als "sehr gut" oder "gut". 60 Prozent halten sie für "befriedigend" beziehungsweise "ausreichend", beinahe ein Drittel (29 Prozent) nennt sie "mangelhaft" oder "ungenügend".
Eine große Mehrheit von 71 Prozent der befragten Unternehmen quer durch alle Branchen meint zudem, dass das Qualitätssiegel "Made in Germany" erheblich an Bedeutung verloren hat. Die Hoffnungen in der Wirtschaft sind groß, dass eine neue Bundesregierung für positive Impulse sorgen wird.
Zollstreit belastet zusätzlich
Für Unsicherheit sorgt der Zollstreit mit den USA. Viele Unternehmen suchen den Angaben zufolge verstärkt nach neuen Absatzmärkten für ihre Produkte und planen die Erhöhung ihrer Preise, um höhere Zollkosten auszugleichen.
Einer Umfrage der DZ Bank zufolge rechnen vor allem Unternehmen im Metall-, Automobil- und Maschinenbau mit besonders starken negativen Auswirkungen von US-Zöllen und Gegenzöllen auf ihr Geschäft. Insgesamt 15 Prozent der 1.007 Mittelständler in dieser Erhebung sehen sich direkt von höheren US-Zöllen betroffen, 50 Prozent fürchten, dass sie indirekt - zum Beispiel durch Preiserhöhungen von Lieferanten - betroffen sein werden.
Sorge vor EU-Gegenzöllen
Noch stärker als die US-Zölle könnten mögliche Gegenzöllen der Europäischen Union den Mittelstand berühren: Sollten diese eingeführt werden, rechnet fast ein Drittel (29 Prozent) der Unternehmen zum Beispiel mit höheren Einkaufspreisen. 46 Prozent fürchten Auswirkungen auf Zulieferer.
Die Daten für die DZ-Bank-Umfrage wurden im März erhoben - noch bevor US-Präsident Donald Trump sein XXL-Zollpaket vorstellte. Bekannt war aber bereits, dass die USA 25 Prozent Zoll zum Beispiel auf den Import von Autos und Stahl erheben würden. Anfang April drohte Trump der EU mit zusätzlichen Aufschlägen von generell 20 Prozent auf Einfuhren in die USA. Diese sind derzeit ausgesetzt. Auch die EU hat geplante Gegenzölle auf US-Waren vorerst auf Eis gelegt und hofft auf eine Verhandlungslösung.