Zum Abkassieren?: Russland stoppt griechischen Öltanker in der Ostsee

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Seit gut drei Jahren fährt der Öltanker "Green Admire" verschiedene Häfen an. Als das Schiff jetzt Estland verlässt, reagiert Russland. Die estnische Regierung informiert ihre Nato-Verbündeten über den erneuten Zwischenfall in der Ostsee.

Russland hat nach estnischen Angaben einen Öltanker aufgehalten, der aus einem estnischen Ostseehafen ausgelaufen war. Der Vorfall hänge definitiv damit zusammen, dass man begonnen habe, gegen Russlands Schattenflotte an Öltankern vorzugehen, sagte Estlands Außenminister Margus Tsahkna am Sonntag dem estnischen Sender ERR. "Dies zeigt, dass sich Russland weiterhin unberechenbar verhält", so Tsahkna in einer Mitteilung seines Ministeriums. Er habe die Nato-Verbündeten über den Vorfall informiert.

Die unter der Flagge Liberias fahrende und in griechischem Besitz befindliche "Green Admire" hat den Hafen von Sillamae durch eine ausgewiesene Fahrrinne verlassen, die russische Hoheitsgewässer durchquert, teilte das estnische Außenministerium mit. Die Rinne ist den Angaben zufolge zwischen Estland, Finnland und Russland vereinbart, um Untiefen in estnischen Gewässern zu umfahren.

Aus der griechischen Regierung hieß es, Russland habe das Schiff abgefangen und an einen sicheren Ort gebracht, um eine Geldstrafe zu verhängen. Laut der Webseite Marine Traffic, die Schiffsverkehr verfolgt, liegt die "Green Admire" seit Sonntagnachmittag nahe der russischen Insel Gogland vor Anker.

Die "Green Admire" war nach estnischen Angaben mit einer Ladung estnischen Schieferöls auf dem Weg nach Rotterdam. Der Tanker mit einer maximalen Kapazität von 700.000 Barrel war fast vollständig beladen, wie die Verfolgungsdaten zeigten. Nach Angaben der Reederei Aegean Shipping ist das im Juni 2022 in Dienst gestellte Schiff bisher ohne technische Zwischenfälle unterwegs gewesen.

Nicht der erste Vorfall dieser Tage

Erst vergangene Woche hatte Estland erklärt, Russland habe kurzzeitig einen Kampfjet über die Ostsee geschickt, als Estland versucht habe, einen Öltanker unter der Flagge Gabuns mit russischem Kurs zu stoppen. "Der Jet hatte keinen Flugplan, der Transponder war ausgeschaltet und er ignorierte den Funkkontakt", hieß es in einer Mitteilung der estnischen Streitkräfte.

F-16-Kampfflugzeuge der Nato starteten daraufhin vom Flughafen Ämari in Estland, um das russische Su-35-Kampfflugzeug zu identifizieren und aus dem Luftraum zu begleiten. Das Schiff wurde schließlich nicht festgesetzt.

Der Westen hat wegen des russischen Einmarsches in die Ukraine Sanktionen gegen Tanker verhängt, die russisches Öl transportieren. Das führt dazu, dass der Transport von Schiffen mit undurchsichtigen Eigentumsverhältnissen und ohne erstklassige Versicherungen oder Sicherheitszertifikate erfolgt.

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