
Überraschend stellt die türkische Staatsführung dem inhaftierten Kurdenführer Öcalan die Freiheit in Aussicht. Dafür müsse die PKK den Kampf beenden und sich auflösen. Die Partei schlägt diesen Weg ein. Nun wirbt der 76-Jährige für eine Art Friedensabkommen und die Versöhnung.
Der seit Jahrzehnten inhaftierte Kurdenführer Abdullah Öcalan hat nach der angekündigten Auflösung der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) einen "Paradigmenwechsel" in der Türkei gefordert. "Die türkisch-kurdische Beziehung ist wie eine brüderliche Beziehung, die zerbrochen ist. Brüder und Schwestern kämpfen, aber sie können nicht ohneeinander existieren", hieß es in einer von der prokurdischen Partei DEM verbreiteten Erklärung Öcalans.
Nötig sei ein "Paradigmenwechsel" und ein neues "Abkommen, das auf dem Konzept der Brüderlichkeit basiert", heißt es darin weiter. "Wir müssen nach und nach alle Fallen und Minenfelder aus dem Weg räumen, die diese Beziehungen beeinträchtigen", erklärte Öcalan. Die PKK hatte vor einer Woche ihre Auflösung bekannt gegeben und ihren jahrzehntelangen bewaffneten Kampf für die Rechte der Kurden für beendet erklärt.
Die PKK kämpfte seit 1984 gegen den türkischen Staat und für die Rechte der kurdischen Bevölkerung. Sie wird von Ankara und seinen westlichen Verbündeten als Terrororganisation eingestuft. Mehr als 40.000 Menschen wurden bei den Kämpfen zwischen der PKK und der türkischen Armee getötet.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und sein rechtsnationalistischer Koalitionspartner MHP waren im Herbst überraschend auf den seit 26 Jahren inhaftierten Öcalan zugegangen und hatten einen neuen Verhandlungsprozess gestartet. Für einen Aufruf zum Gewaltverzicht und die Auflösung der PKK war ihm eine frühere Haftentlassung in Aussicht gestellt worden.
Am 27. Februar rief Öcalan die PKK dann zur Auflösung und zum Gewaltverzicht auf. Zwei Tage später verkündete die PKK eine Waffenruhe. Ihre Auflösung beschloss die PKK dann bei einem Parteitag im Irak.
Der inzwischen 76-jährige Parteigründer Öcalan ist auf der Gefängnisinsel Imrali vor Istanbul inhaftiert, nachdem er im Februar 1999 in Nairobi festgenommen wurde. Er wurde zunächst zum Tode verurteilt, entging durch die Abschaffung der Todesstrafe in der Türkei im Jahr 2004 dem Urteil jedoch.