
Permanent gibt es von westlichen Staaten Warnungen vor verschärften Spannungen mit Russland in der Ostsee. Estland berichtet nun von einem Vorfall mit einem Kampfjet der Kreml-Streitkräfte. Möglicherweise wurde zuvor versucht, erneut ein Schiff der Schattenflotte festzusetzen.
Laut den estnischen Streitkräften ist ein russisches Su-35-Kampfflugzeug am Dienstag in der Nähe von Juminda in den Luftraum des baltischen Staates eingedrungen. "Der Jet hatte keinen Flugplan, der Transponder war ausgeschaltet und er ignorierte den Funkkontakt", hieß es in einer Mitteilung. F-16-Kampfflugzeuge der Nato seien daraufhin vom Flughafen Ämari in Estland gestartet, um die russische Su-35 zu identifizieren.
Dem osteuropäischen Medium Nexta zufolge soll der Vorfall noch um einiges brisanter gewesen sein. Das estnische Militär hatte demnach versucht, den zur russischen Schattenflotte gehörenden Öltanker "Jaguar" aufzuhalten. Die russische Su-35 sei dann zur Unterstützung des Schiffs angeflogen. Der unter der Flagge Gabuns fahrende Tanker ist laut dem Bericht auf dem Weg zu einem russischen Hafen.
Die estnischen Streitkräfte bestätigten in ihrer Mitteilung keine versuchte Festsetzung eines Tankers der russischen Schattenflotte. Laut Tracking-Diensten befand sich die "Jaguar" am Mittwochabend östlich der russischen Ostseeinsel Gogland. Sie war demnach in Bewegung und nicht festgesetzt.
Auch der Telegram-Kanal "Fighterbomber", welcher der russischen Luftwaffe nahesteht, ging auf einen möglichen Vorfall in der Ostsee ein. Zu einem Video, das einen Öltanker, ein Küstenschiff, einen Helikopter und einen Kampfjet zeigt, hieß es: "Die Luftwaffe ist hier niemandem eine Hilfe. Sie wird nicht schießen. Hier können nur Angriffe und Vorstöße helfen. Die Baltische Flotte ist dafür nicht groß genug, aber wir haben eine mächtige Schwarzmeerflotte, die durchaus in der Lage ist, in der Ostsee zu operieren und dort aktiv zu sein", behauptete der Kanal.
Die Schwarzmeerflotte wurde allerdings von den ukrainischen Streitkräften bereits deutlich dezimiert. Zudem müssten Kriegsschiffe durch den Bosporus fahren, um aus dem Schwarzen Meer in die Ostsee verlegt zu werden. Der türkische Staat verbietet jedoch die Durchfahrt von Kriegsschiffen durch die Meerenge.
Beschwerde bei Botschafter
Estland übermittelte wegen des in den Luftraum eingedrungenen Su-35-Kampfjets eine Protestnote an den russischen Botschafter. Über der Ostsee kommt es regelmäßig zu Zwischenfällen mit russischen Flugzeugen, die mit ausgeschaltetem Transponder unterwegs sind. Immer wieder steigen Jets der Nato deswegen auf.
Estland hatte erst letzten Monat einen Tanker der russischen Schattenflotte zeitweise festgesetzt. Bei der "Kiwala" wurden laut den Behörden diverse Probleme bei den Unterlagen und der Seetüchtigkeit festgestellt. Nach Behebung der Mängel wurde das mit EU-Sanktionen belegte Schiff nach zwei Wochen wieder freigegeben.