Marktbericht: DAX ist wieder auf Kurs

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Stand: 16.05.2025 09:39 Uhr

Der DAX ist mit Kursgewinnen in den letzten Handelstag der Woche gestartet. Die Phase des Zweifelns nach dem jüngsten Rekordhoch scheint überwunden, der Leitindex ist zurück in der Spur.

Der DAX geht zum Wochenschluss mit moderaten Gewinnen in den Handel. In den ersten Handelsminuten zieht der deutsche Leitindex um 0,5 Prozent auf 23.812 Punkte an. "Für die Börse endet heute eine Woche mit sehr vielen positiven Nachrichten und entsprechend höheren Aktienkursen", konstatiert Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.

Mit seinen frühen Kursgewinnen nähert sich der DAX seinem Rekordhoch vom Wochenbeginn bei 23.912 Punkten wieder an. Im Wochenverlauf war das deutsche Börsenbarometer zeitweise unter seine alte Bestmarke von Mitte März bei 23.476 Punkten zurückgefallen, was am Markt Sorgen vor einem Fehlausbruch geweckt hatte.

Doch mittlerweile notiert der DAX wieder klar über dieser Marke - die technischen Voraussetzungen für einen erneuten Anlauf an die 23.912 Punkte haben sich damit deutlich verbessert.

Vor dem handelsfreien Wochenende könnten dennoch einige Marktteilnehmerinnen und Marktteilnehmer geneigt sein, ihr Risiko zu reduzieren. Zwar sind laut Terminkalender keine größeren Risiken, etwa wie zuletzt in Form von Handelsgesprächen, absehbar. Allerdings sei bei US-Präsident Donald Trump die Option auf eine böse Überraschung bei der Eröffnung der Börsen am Montag immer nur einen Post in den sozialen Medien entfernt, betont Kyle Rodda, Senior Analyst bei Capital.com.

An den US-Börsen waren die Anlegerinnen und Anleger gestern mit angezogener Handbremse unterwegs. Die wichtigsten Börsenbarometer schlossen uneinheitlich. Der Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich mit einem Plus von 0,7 Prozent bei 42.322 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,4 Prozent auf 5.916 Zähler, und der technologielastige Nasdaq gab 0,2 Prozent auf 19.112 Stellen nach.

Die wichtigsten asiatischen Börsen haben am Morgen keine gemeinsame Richtung gefunden. Einer Kursstagnation in Tokio und Gewinnen in Sydney standen Verluste an den chinesischen Handelsplätzen gegenüber. Der japanische Leitindex Nikkei 225 ging praktisch unverändert mit 37.753 Punkten in Wochenende. Hier bremsten schwache Konjunkturdaten die Kaufbereitschaft. Japans Wirtschaft war zum Jahresauftakt deutlicher geschrumpft als von Expertinnen und Experten erwartet.

Der CSI-300-Index mit den wichtigsten Aktien der chinesischen Festlandsbörsen verzeichnete vor dem Wochenende derweil einen Rückgang um 0,5 Prozent. Für den Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong ging es ebenfalls um 0,5 Prozent nach unten.

Spekulationen auf baldige Zinssenkungen der US-Notenbank Fed setzen dem Dollar zu. Der Dollar-Index verliert bis zu 0,3 Prozent auf 100,56 Punkte. Im Gegenzug steigt der Euro am Morgen um 0,2 Prozent auf 1,1214 Dollar. Vor allem die jüngsten US-Konjunkturdaten schürten die Erwartung von Zinssenkungen, unter anderem fielen die US-Erzeugerpreise im April überraschend.

Trotz des wieder etwas schwächeren Dollars tut sich Gold weiterhin schwer. Sichere Häfen sind von den Anlegern derzeit nicht so gefragt. Die Feinunze Gold kostet am Morgen 3.216 Dollar und damit 0,6 Prozent weniger.

Die Ölpreise liegen am Morgen leicht im Minus, nachdem sie über Nacht aufgrund von Nachrichten über ein mögliches Atomabkommen zwischen den USA und dem Iran um mehr als zwei Prozent eingebrochen waren. Am Rohstoffmarkt verbilligt sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee aktuell um 0,3 Prozent auf 64,31 Dollar je Barrel (159 Liter).

Im frühen DAX-Handel ist die Bayer-Aktie der größte Gewinner. Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge prüfen die Leverkusener in den Vereinigten Staaten ein kompliziertes rechtliches Verfahren ("Texas Two Step"), um Glyphosat-Schadensersatzklagen mittels Insolvenz der 2018 übernommenen Monsanto aus der Welt zu schaffen. Dafür gibt es aber wiederum hohe juristische Hürden, an denen zuletzt US-Unternehmen einige Male gescheitert sind.

Volkswagen lädt seine Aktionäre heute zur jährlichen Hauptversammlung ein. Konzernchef Oliver Blume muss sich dort den Fragen der Anteilseigner zur Krise des Konzerns und zum eingeschlagenen Sparkurs stellen. Wie bereits im vergangenen Jahr findet das Treffen wieder rein digital statt. Bei Aktionärsvertretern stößt das seit langem auf Kritik.

Zu Wochenschluss werden derweil viele Werte aus der DAX-Familie nach deren gestrigen Hauptversammlungen ex Dividende gehandelt, sodass es bei ihnen optische Abschläge geben wird. Aus dem DAX betrifft dies zum Beispiel E.ON, Heidelberg Materials, Adidas und die Commerzbank.

Die Deutsche Bank sieht sich laut ihrem Chef Christian Sewing trotz der US-Zollpolitik und der jüngsten Turbulenzen an den Börsen auf dem Weg zu ihren Jahreszielen. Die Ergebnisse der ersten drei Monate zeigten, dass die Bank in allen Bereichen klar auf Kurs sei, sagte Sewing in seiner im Internet vorab verbreiteten Rede für die Hauptversammlung des Geldhauses in einer Woche in Frankfurt.

Über ein Angebot zum Kauf von rund neun Prozent der Anteile will United Internet seinen Anteil an 1&1 von derzeit knapp 81 Prozent auf bis zu 90 Prozent erhöht werden. Die 1&1-Mutter bietet 18,50 Euro für bis 16,25 Millionen Aktien. "Der Abschluss eines Beherrschungs- und/oder Gewinnabführungsvertrages, ein Delisting und/oder ein Squeeze-out sind nicht geplant."

Trump verstärkt den Druck auf Apple-Chef Tim Cook, mehr Geräte in den USA statt in Indien zu bauen. "Ich hatte ein kleines Problem mit Tim Cook gestern", erklärte der US-Präsident. Obwohl Cook Investitionen von 500 Milliarden Dollar in den USA angekündigt habe, lasse er Geräte "in ganz Indien" produzieren. Trump wolle nicht, dass Apple in Indien baue - außer für den dortigen Markt.

Applied Materials hat die Umsatzerwartungen der Wall Street für das zweite Quartal verfehlt. Der US-Chipindustrie-Zulieferer leidet unter den anhaltenden Unsicherheiten durch den Handelskonflikt und Exportbeschränkungen. Im zweiten Geschäftsquartal bis Ende März betrug der Umsatz 7,10 Milliarden Dollar. Analysten hatten mit 7,13 Milliarden Dollar gerechnet.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.

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