Marktbericht: DAX trotzt nächstem Zollhammer

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Stand: 10.02.2025 13:14 Uhr

Die DAX-Anleger haben gelassen auf die Ankündigung neuer US-Zölle reagiert. Überhaupt ist die Resilienz des deutschen Aktienmarktes bemerkenswert, der DAX hat seit Jahresbeginn sogar den S&P 500 klar abgehängt.

Die Ankündigung neuer US-Zölle auf Stahl und Aluminium lässt die Anleger am deutschen Aktienmarkt weitgehend kalt. Der DAX verbucht zum Wochenstart sachte Gewinne, zur Mittagszeit liegt das deutsche Börsenbarometer 0,2 Prozent im Plus bei 21.840 Zählern.

"Nach Trumps Ankündigung von neuen Zöllen auf importiertes Aluminium und Stahl könnte man meinen, die Börsen hätten sich an diese Hiobsbotschaften über das Wochenende bereits gewöhnt", erklärt Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. "Zur Abwechslung beginnt die neue Handelswoche mal ruhig - Zeit für eine kleine Verschnaufpause auch am deutschen Aktienmarkt.

Unterm Strich kann sich die Performance des deutschen Leitindex jedoch weiterhin sehen lassen: Der Aufwärtstrend im DAX ist intakt, ein Sprung über die psychologisch wichtige Marke von 22.000 Punkten wohl nur noch eine Frage der Zeit.

"Die nach dem Wahlsieg von Donald Trump im November des vergangenen Jahres erwartete Outperformance der Wall Street ist bislang ausgeblieben. Vielmehr haben die europäischen Börsen aufgeholt und sogar die Nase vorn, vor allem der deutsche Leitindex", betont IG-Experte Christian Henke.

Tatsächlich konnte der DAX seit Jahresbeginn um mehr als neun Prozent zulegen - der marktbreite S&P 500 kommt dagegen nur auf ein mageres Plus von gerade einmal drei Prozent.

An der Wall Street dürfte es zum Wochenstart ebenfalls bergauf gehen, die US-Futures deuten auf einen freundlichen Handelsauftakt hin. Der Future auf den Dow-Jones-Index liegt zur Stunde 0,4 Prozent im Plus, während der Future auf den technologielastigen Nasdaq 100 sogar um 0,7 Prozent zulegen kann. Die US-Indizes dürften damit einen Teil ihrer Verluste vom Freitag wieder wettmachen.

Die wieder gewachsene Unsicherheit an den Märkten treibt die Anleger unterdessen in den "sicheren Hafen" Gold. Der Preis für das gelbe Edelmetall steigt erstmals in der Börsengeschichte über die Marke von 2.900 Dollar. Im Hoch kostet eine Feinunze Gold 2.906,25 Dollar.

Anleger sorgen sich um die Auswirkungen der protektionistischen Handelspolitik der US-Regierung: Sie befürchten inflationäre Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.

Der Euro hat nach den Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump nur kurzzeitig zum Dollar nachgegeben, dann aber zurück ins Plus gedreht. Aktuell gewinnt die europäische Gemeinschaftswährung 0,2 Prozent auf 1,0332 Dollar .

Am Rohstoffmarkt zeichnet sich eine Gegenbewegung ab, die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuert sich zur Mittagszeit um 1,2 Prozent auf 75,55 Dollar je Barrel (159 Liter). Zuletzt hatten die Ölpreise unter Druck gestanden angesichts der Befürchtungen, dass ein eskalierender Handelsstreit das globale Wirtschaftswachstum und damit die Energienachfrage beeinträchtigen könnte.

Nach Trumps Ankündigung von 25-Prozent-Zöllen auf alle Stahl- und Aluminiumimporte in die USA stehen heute am deutschen Aktienmarkt unter den Einzelwerten vor allem die Papiere der Stahlhersteller Thyssenkrupp und Salzgitter im Fokus. Zur Mittagszeit liegen diese aber nur noch leicht im Minus.

Als Reaktion auf die stark gewachsene Marktkapitalisierung von SAP plant die Deutsche Börse offenbar einen zweiten Leitindex. Bei diesem neuen DAX gebe es keine Kappungsgrenze, zitierte das Magazin "Capital" ISS Stoxx, die Tochter des Börsenbetreibers. Damit kommt sie dem Walldorfer Softwarekonzern SAP entgegen, dessen Börsenwert aktuell etwa bei 334 Milliarden Euro liegt.

Gemessen an der gesamten Marktkapitalisierung aller 40 DAX-Werte von etwa 1,54 Billionen Euro entspräche das einer Quote von rund 21 Prozent. Bislang ist die Gewichtung eines Unternehmens im deutschen Leitindex auf 15 Prozent begrenzt.

Airbus verschiebt seine Pläne zur Entwicklung eines wasserstoffbetriebenen Verkehrsflugzeugs. Grund sei, dass die Technologie langsamer als erwartet vorangekommen sei, teilte das Unternehmen mit. Airbus hatte 2020 in Aussicht gestellt, emissionsfreies Fliegen bis 2035 möglich zu machen. Bis dahin sollte ursprünglich ein kleines "ZEROe"-Passagierflugzeug mit Wasserstoff-Antrieb entwickelt werden.

Der Hedgefonds Elliott Investment Management von Paul Singer hat einem Insider zufolge eine Beteiligung an BP aufgebaut. Die mit der Angelegenheit vertraute Person machte am Samstag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters keine Angaben zur Höhe des Anteils. Einer Meldung der Agentur Bloomberg zufolge will Elliott den Energiekonzern zu Maßnahmen drängen, die den Wert für die Aktionäre steigern sollen. Der Investor halte den Konzern für unterbewertet.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.

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