Marktbericht: Zaudern unter der 24.000-Punkte-Marke

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Stand: 14.05.2025 09:31 Uhr

Viel fehlt dem DAX nicht mehr zur runden Marke von 24.000 Punkten. Der DAX startet mit sachten Gewinnen. Doch der große Aufwärtsschwung an den Börsen ist erst einmal dahin.

Der DAX ist verhalten in den Handel zur Wochenmitte gestartet. In den ersten Handelsminuten geht es zwar um 0,2 Prozent nach oben auf 23.677 Punkte. Doch die große Euphorie am deutschen Aktienmarkt nach dem Handelsdeal zwischen den USA und China ist passé. Die Anleger halten sich mit größeren Engagements zurück und warten erst einmal auf neue Kaufimpulse.

Zur Vorsicht mahnt dabei auch ein Blick auf die technischen Indikatoren. "Nach dem starken Hochlauf im DAX seit dem Verlaufstief bei 18.807 Punkten Anfang April ist der Index weiterhin stark überkauft", warnt ING-Charttechnikexperte Christian Zoller. Schließlich sei es ohne größere Korrektur aufwärts gegangen.

Der DAX hatte zu Wochenbeginn bei knapp 23.912 Punkten eine historische Bestmarke aufgestellt, konnte das hohe Niveau aber nur kurz halten. Es folgte ein Abverkauf von rund 600 Punkten, bevor sich das deutsche Börsenbarometer wieder fangen konnte. Nun fehlt es an Anschlusskäufern - und das ist kein gutes Zeichen für die Robustheit dieser Rally.

Allerdings kann sich der DAX bislang noch über seinem ehemaligen Allzeithoch von Mitte März bei 23.475 Punkten halten. Anleger sollten diese Marke im Auge behalten: Erst bei einem Rutsch darunter würde es sich bei dem jüngsten Allzeithoch um einen Fehlausbruch auf der Oberseite und damit um eine klassische Bullenfalle handeln.

An der Wall Street hatte der überraschende Rückgang der US-Inflation gestern für Kursgewinne vor allem bei Technologie-Aktien gesorgt. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich mit einem Minus von 0,6 Prozent bei 42.140 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,7 Prozent auf 5.886 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 1,6 Prozent auf 19.010 Stellen an.

Die asiatischen Börsen haben am Morgen keine gemeinsame Richtung gefunden. Während Gewinnmitnahmen die Kurse in Tokio drückten, griffen Anleger bei chinesischen Aktien weiter zu. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen zog um rund ein Prozent an, der Hongkonger Leitindex Hang Seng gewann 1,3 Prozent. In Tokio sank dagegen der Nikkei-Index um 0,1 Prozent auf 38.141 Punkte, nachdem er am Vortag noch ein Drei-Monats-Hoch erreicht hatte.

Am Ölmarkt ist die große Euphorie nach dem Handelsdeal zwischen den USA und China zu Wochenbeginn erst einmal dahin. Spekulationen auf einen Anstieg der US-Rohölvorräte dämpfen zusätzlich die Nachfrage. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligt sich um 0,5 Prozent auf 66,31 Dollar je Barrel (159 Liter).

Der sichere Hafen Gold ist weiterhin nicht gefragt. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostet am Morgen 3.228 Dollar und damit 0,8 Prozent weniger. Der Goldpreis nähert sich nun seiner zentralen Unterstützung bei 3.200 Dollar.

Der Euro notiert zur Wochenmitte kaum verändert. Die Gemeinschaftswährung kostete im frühen Frankfurter Handel 1,1191 Dollar und damit in etwa so viel wie am Vorabend in New York. Gestern hatte sich der Euro etwas von dem kleinen Rückschlag zu Wochenbeginn infolge der Fortschritte bei den Zollverhandlungen zwischen China und den Vereinigten Staaten erholen können.

Im DAX macht am Morgen E.ON mit Zahlen auf sich aufmerksam. Höhere Investitionen und kälteres Wetter haben dem Energieversorger zu einem Ergebnissprung im ersten Quartal verholfen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro.

Der Lkw-Hersteller Daimler Truck senkte am Abend seinen Ausblick mit Verweis auf "die Unsicherheit der gesamtwirtschaftlichen Situation in Nordamerika" und eine "reduzierte Absatzerwartung" dort. Der Absatz auf Konzernebene dürfte daher zwischen 430.000 und 460.000 Einheiten liegen nach vorherigen Schätzungen von 460.000 bis 480.000.

Der Chemikalienhändler Brenntag peilt im schwierigeren Geschäftsumfeld für 2025 nur noch den unteren Bereich der im März ausgegebenen Gewinnprognose von 1,1 Milliarden bis 1,3 Milliarden Euro an. Das wäre beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen im schlechtesten Fall genauso viel wie Vorjahr.

Der Reisekonzern TUI verbuchte im saisonal schwachen Jahresauftaktquartal einen um fast zehn Prozent höheren bereinigten Betriebsverlust von 207 Millionen Euro. Das lag vor allem am Kalendereffekt, dass die Osterferien in diesem Jahr ins zweite statt ins erste Quartal fielen. "Angesichts der konjunkturellen Rahmenbedingungen ist 2025 herausfordernd", erklärte TUI-Chef Sebastian Ebel.

Der Panzergetriebe-Hersteller Renk hat so viele Aufträge in seinen Büchern stehen wie nie zuvor. Der Auftragsbestand habe derzeit einen Wert von 5,5 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen mit. Allein im ersten Quartal seien Bestellungen über 549 Millionen Euro eingegangen, das seien 163,5 Prozent mehr als vor Jahresfrist.

Der Zukauf von Geschäften des Wettbewerbers Stork zahlt sich für den Industriedienstleister Bilfinger aus. Im ersten Quartal kletterte der Umsatz um 17 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebita) stieg um 31 Prozent auf 57 Millionen Euro. Damit verbesserte sich die Ebita-Marge von 4,0 auf 4,5 Prozent.

Hapag-Lloyd stellt sich darauf ein, dass Ende 2025 auch nur eine schwarze Null in den Büchern stehen könnte. Maximal hält die fünftgrößte Container-Reederei der Welt derzeit ein Ebit von 1,5 Milliarden Euro für möglich. "Angesichts großer geopolitischer Herausforderungen und volatiler Frachtraten ist die Prognose mit sehr hohen Unsicherheiten behaftet", führt Hapag-Lloyd aus.

Bei den Kölner Ford-Werken hat erstmals in ihrer fast hundertjährigen Geschichte ein Streik begonnen. "Die Arbeit ruht hier komplett", sagte der IG-Metall-Sprecher bei Ford Köln, David Lüdtke, nach dem Beginn der ersten Frühschichten. Die Arbeitsniederlegung betreffe den ganzen Standort - also Produktion, Entwicklung, Verwaltung und andere Bereiche. "Wir lassen niemanden rein."

Der Software-Riese Microsoft streicht mehrere Tausend Arbeitsplätze. Die Kürzungen sollen weniger als drei Prozent der Belegschaft treffen, wie das Unternehmen mitteilte. Eine genaue Zahl wurde nicht genannt. Zum letzten verfügbaren Stand Ende Juni 2024 hatte Microsoft rund 228.000 Beschäftigte, davon 126.000 in den USA. Drei Prozent davon wären etwa 6.800 Jobs.

Abschreibungen auf die verkauften Töchter in Argentinien und Peru haben Telefonica zum Jahresauftakt einen Verlust von 1,3 Milliarden Euro eingebrockt. Darüber hinaus setzten Wechselkurseffekte dem spanischen Telekom-Konzern zu. Auf dem wichtigen deutschen Markt konnte Telefonica das Kundenwachstum beschleunigen: Im ersten Quartal kamen 164.000 Verträge hinzu.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.

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