Marktbericht: Gewinnmitnahmen und Unsicherheit vor Fed-Sitzung

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Stand: 16.09.2024 11:22 Uhr

Nach dem starken Anstieg in der vergangenen Woche drücken Gewinnmitnahmen den DAX am Morgen ins Minus. Die Anlegerinnen und Anleger blicken bereits gespannt auf die Zinssitzung der US-Notenbank am Mittwoch.

Nach drei starken Börsentagen in Folge startet der deutsche Aktienmarkt mit leichten Verlusten in die neue Woche. Das Ausbleiben von Impulsen, vor allem aber die Unsicherheit vor der Sitzung der US-Notenbank am Mittwoch, sorgen für Abschläge im DAX. "Die letzte Woche war am Aktienmarkt exzellent. Jetzt stellt sich die große Frage, wie es weitergeht", sagt Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.

Der deutsche Leitindex notierte zur Eröffnung 0,4 Prozent schwächer bei 18.622 Punkten. Zur Stunde sinkt er noch um knapp 0,3 Prozent auf 18.647 Zähler. Doch der Trend sei nach wie vor positiv, schreiben die Experten von Index-Radar. "Der DAX notiert weiterhin oberhalb seiner steigenden 200-Tage-Linie." Aus übergeordneter Sicht liege somit eine positive Trendeinschätzung vor, die mittelfristig ein stabiles bis freundliches Börsenumfeld erwarten lasse.

Am Freitag hatte das Börsenbarometer eine starke Woche mit weiteren Kursgewinnen beendet und war um 0,98 Prozent auf 18.699 Punkte geklettert. Auf Wochensicht stand damit unter dem Strich ein Gewinn von rund zwei Prozent. Doch trotz dieser jüngsten Stabilisierung steht der DAX noch vor der eigentlichen Bewährungsprobe, denn Dreh- und Angelpunkt ist nach Einschätzung des technischen Analysten Marcel Mußler der "Abwärtstrend bei 18.660 Punkten". Erst nach dem Bruch dieser Marke könne "der DAX wieder nach ganz oben angreifen und neue Highs erzielen".

Der wichtigste Faktor an der Börse in dieser Woche sei die Zinssitzung der US-Notenbank Federal Reserve am Mittwoch, erklärt Jochen Stanzl, Chefanalyst vom Broker CMC Markets. "Mit dem passenden geldpolitischen Entscheid aus Washington am Mittwoch könnte die Jagd auf ein neues Allzeithoch noch einmal Fahrt aufnehmen. Eine gleichzeitig noch immer geringe Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA animiert die Investoren zu Aktienkäufen."

Am Markt wird fest damit gerechnet, dass die Fed zum ersten Mal seit der Inflationswelle die Zinsen senken wird. Aus den Reihen der Währungshüter gab es darauf klare Hinweise. Nur das Ausmaß und die Abfolge künftiger Zinsschritte ließen sie bislang offen und machen die Entscheidung von der weiteren Entwicklung von Konjunkturdaten abhängig. Wahrscheinlicher ist derzeit wohl eine große Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt. Einige Investoren setzen hingegen auf einen kleinen Zinsschritt von einem Viertelprozentpunkt.

Erneut schwache Konjunkturdaten aus China sorgen für Nervosität am Aktienmarkt in Hongkong. Der Hang-Seng-Index ging heute mit rund 17.380 Punkten kaum verändert aus dem Handel. Die Börsen in China, Japan und Korea blieben feiertagsbedingt geschlossen. Das Wachstum der chinesischen Industrieproduktion verlangsamte sich im August laut Daten vom Samstag auf ein Fünfmonatstief. Auch die Einzelhandelsumsätze, ein Gradmesser für den Konsum, fielen niedriger aus als erwartet. Die Preise für Bestandswohnungen gingen den 16. Monat in Folge zurück.

Der Kurs des Euro ist heute über 1,11 Dollar gestiegen. Die Gemeinschaftswährung profitierte von einer Dollar-Schwäche und stieg bis auf 1,1114 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit etwa einer Woche. Mit der Aussicht auf sinkende Leitzinsen stand der Dollar am Morgen im Handel mit allen anderen wichtigen Währungen unter Druck. Zu den Gewinnern zählte im Gegenzug auch der japanische Yen, der zum Dollar den höchsten Stand seit etwa einem Jahr stieg.

Die Rekordjagd am Goldmarkt hat sich mit der Aussicht auf sinkende Zinsen in den USA fortgesetzt. Am Morgen stieg der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) an der Börse in London bis auf 2.589,64 Dollar und damit so hoch wie noch nie. Auch in Euro gerechnet erreichte die Notierung am Morgen ein Rekordhoch, bei 2.334,80 Euro je Unze. Bereits in den vergangenen Handelstagen hatte der Goldpreis Rekordstände erreicht - zuletzt am vergangenen Freitag. Stärkster Preistreiber ist die Aussicht auf sinkende Zinsen.

Die Ölpreise sind gestiegen und haben damit an die Erholung der vergangenen Woche angeknüpft. Am Vormittag kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November 72,20 Dollar. Das waren 59 Cent mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Oktober stieg um 72 Cent auf 69,37 Dollar. Am Markt wurde auf die Entwicklung der Öllieferungen aus Libyen verwiesen. Die Exporte aus dem wichtigen Förderland und Opec-Mitglied waren zuletzt wegen politischer Streitigkeiten im Land deutlich gefallen.

Der Chef der italienischen Großbank Unicredit wirbt für einen Zusammenschluss mit der Commerzbank. "Für den Moment sind wir nur ein Aktionär. Aber eine Zusammenführung beider Banken könnte zu einem erheblichen Mehrwert für alle Stakeholder führen und würde einen deutlich stärkeren Wettbewerber auf dem deutschen Bankenmarkt schaffen", sagte Unicredit-Chef Andrea Orcel dem "Handelsblatt". Es gebe wenige Überschneidungen zwischen den Instituten. Damit könne eine Bank geschaffen werden, "die sich geografisch gut ergänzt und mit Privatkunden- und Unternehmensgeschäft sehr gut ausbalanciert ist".

Zum Start der Nutzfahrzeugmesse IAA Transportation hat Volkswagen in Hannover die neue Generation seines Transporters präsentiert. Am Vorabend der Ausstellung, die heute zunächst für Journalisten und Fachbesucher öffnet, präsentierte Markenchef Carsten Intra den "New Transporter", der die Nachfolge des bisherigen T6.1 antreten soll. Intra zeigte sich zuversichtlich, dass das neue Modell an den Erfolg der bisher sechs "Bulli"-Generationen anknüpfen werde.

Anders als der Vorgänger T6.1, der Ende Juni ausgelaufen war, wird VW den neuen Transporter nicht mehr selbst produzieren. Entwickelt wurde er gemeinsam mit Ford. Ausgeliefert werden soll das Modell ab Ende 2024 zunächst in ausgewählten Märkten in Europa, ab Anfang 2025 dann in Deutschland.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil blickt derweil erwartungsvoll auf die Einführung günstigerer Automodelle beim kriselnden Hersteller VW. "Ich empfinde es derzeit als Lücke in den Angeboten von Volkswagen, dass die Menschen noch keine Fahrzeuge im unteren Preissegment in den Autohäusern kaufen können", sagte der SPD-Politiker der Nachrichtenagentur dpa. "Der Name Volkswagen ist Programm und muss mit Taten hinterlegt werden." Weil, der selbst im VW-Aufsichtsrat sitzt, betonte, sowohl ein 25.000-Euro-Auto als auch ein 20.000-Euro-Auto seien von VW in Vorbereitung.

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck will seinen Elektro-Lkw für die Langstrecke ab Ende November in Serie herstellen. Der Mercedes-Benz eActros 600 soll mit einer Batteriekapazität von über 600 Kilowattstunden (kWh) eine Reichweite von 500 Kilometern ohne Zwischenladen ermöglichen, wie das Unternehmen gestern auf der IAA-Vorabendveranstaltung mitteilte. Am Tag seien damit Reichweiten von mehr als 1.000 Kilometer möglich, wenn in den vorgeschriebenen Fahrerpausen zwischengeladen werde. Daimler Truck hat die Reichweite eigenen Angaben zufolge mit einem Gesamtzuggewicht von 40 Tonnen erreicht.

Für den kriselnden Boeing-Konzern könnte es durch den Streik seiner Arbeiter teurer werden, sich frisches Geld zu beschaffen. Die Rating-Firma Moody's prüft eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit. Dabei werde man unter anderem die Dauer des Ausstands und die finanziellen Folgen für den Flugzeugbauer beobachten, teilte Moody's mit. Boeings Rating bei Moody's ist nur noch eine Stufe über dem sogenannten Ramsch-Niveau. Die größte Boeing-Gewerkschaft mit rund 33.000 Beschäftigten war in der Nacht zum Freitag in den Streik getreten.

Im Ringen um die Zukunft der PCK-Raffinerie in Schwedt erwartet Bundeskanzler Olaf Scholz, dass die Verkaufsverhandlungen über die Anteile des russischen Staatskonzerns Rosneft bis zum Jahresende abgeschlossen werden. Dies sagte der SPD-Politiker am Samstag bei einem Bürgerdialog in Prenzlau. Zwei deutsche Töchter von Rosneft besitzen rund 54 Prozent der wichtigen Industrieanlage in Brandenburg. Sie stehen derzeit unter Treuhandverwaltung des Bundes, sollen aber verkauft werden. Die Verhandlungen seien im Gang, deshalb habe die Bundesregierung die Treuhandverwaltung noch einmal verlängert, sagte Scholz. Man wisse, wer mit Rosneft rede.

Der Impfstoffhersteller BioNTech steigt als Sponsor beim Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05 ein. Das Biotechnologieunternehmen, das durch die Herstellung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus bekannt wurde, werde die Rheinhessen künftig in allen sportlichen Abteilungen unterstützen, teilte der Club mit. Zu den Details der Zusammenarbeit machte er keine Angaben.

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