Möchtegern-Konkurrenz zu Amazons „Culpa Mía“-Filmen ist die neue Nr. 1 auf Netflix und für mich eine Frechheit

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Dieser neue Netflix-Film versucht in die Fußstapfen von Amazons „Culpa Mía“ zu treten, kommt jedoch nicht annähernd daran und versagt trotz Chartplatzierung.

Mit dem neuen erotisch-romantischen Drama „Mala Influencia: Verbotene Liebe“ schien Netflix der beliebten „Culpa Mía“-Filme von Amazon Konkurrenz machen zu wollen. Auf den ersten Blick mag das gelungen sein, schließlich stürmte „Mala Influencia“ kurz nach Start auf Platz 1 der Netflix-Filmcharts. Tatsächlich erinnert die Handlung mit Themen rund um eine verbotene Romanze, die durch familiäre Traumata und eine düstere Vergangenheit sowie Klassenunterschiede auf die Probe gestellt wird, stark an die „Culpa Mía“-Reihe.

Die Prämisse, dass eine reiche Erbin durch einen Ex-Häftling vor einem Stalker beschützt werden muss, woraufhin sich die Ballerina und ihr Bodyguard verboten nahe kommen, war zwar von Anfang an absurd, hatte aber im Hinblick auf ihre anvisierte Zielgruppe, zu der ich mich ebenfalls zähle, durchaus Potenzial. Doch was ganz nach besagtem Amazon-Hit klingt und auf den ersten Blick ziemlich ähnlich aussieht, ist in Wirklichkeit leider kein Vergleich zu „Culpa Mía“.

Aktuell wollen anscheinend viele Netflix-Nutzer*innen den Streifen sehen, doch kaum jemand findet Gefallen an „Mala Influencia“, wie die zahlreichen Rezensionen zeigen, in denen der Film leider völlig zu Recht zerrissen wird. Wenig überraschend liegt die durchschnittliche Publikumswertung bei IMDb bei miserablen 4,2 von 10 Punkten.

Dass eine Platzierung in den Netflix-Charts noch kein Qualitätsmerkmal ist, dürfte klar sein, allerdings erregt die damit einhergehende Startseitenplatzierung viel Aufmerksamkeit, die „Mala Influencia“ kaum verdient. Für mich ist es fast schon eine Frechheit, dass ein solcher Film auf Platz 1 ist, auch wenn ich mir leider eingestehen muss, dass ich zu den Aufrufzahlen beigetragen habe, die diese Position ermöglicht haben. „Mala Influencia“ ist unverdient die Nr. 1 auf Netflix und gehört für mich fast schon eher verboten als die angeblich heiße Romanze, die uns der Film verkaufen möchte.

Falls euch bislang nichts abschrecken konnte, solltet ihr einen Blick in den nachfolgenden Trailer zu „Mala Influencia“ werfen. Wer danach noch Lust auf den Film hat, wird durch meine weiteren Ausführungen vielleicht ernüchtert, ist aber immerhin (weitestgehend spoilerfrei) vorgewarnt!

„Mala Influencia“ ist selbst für „Culpa Mía“-Fans ein schlechter Einfluss

Zugegebenermaßen ist auch „Culpa Mía“ keine allzu große Filmkunst, doch im Vergleich zu „Mala Influencia“ wirken die Amazon-Filme viel mitreißender und durchdachter – und das soll etwas heißen. Hölzerne Dialoge, uncharismatische Charaktere, kaum mittelmäßige Darstellungen und eine an den Haaren herbeigezogene Handlung sind so banal und belanglos, dass der Film fast schon wie ein Unfall ist, bei dem man nicht wegschauen kann.

Mit wenig Chemie zwischen den Protagonist*innen und viel Lidl-Schleichwerbung (falls ihr den Film gesehen habt, wisst ihr bestimmt, was ich meine) ist „Mala Influencia“ so verführerisch wie die Beleuchtung im heimischen Discounter.

Untermalt wird die fehlende Atmosphäre durch einen Soundtrack, der jegliche aufkeimende Stimmung sofort erstickt. Auch das Ständchen zu „Doctor Jones“ konnte nicht die Leichtigkeit und Annäherung des Paares ausstrahlen, den diese Szene vermutlich vermitteln sollte – dabei bin ich ansonsten tatsächlich für „Aqua“-Songs zu haben.

Das kann Netflix besser

Die Geschichte von „Mala Influencia“ basiert übrigens auf der gleichnamigen erfolgreichen Wattpad-Story der anonymen Userin teensspirit von 2018. Für das originale Nachwuchswerk kann ich nicht sprechen, allerdings hätte ich beim Drehbuch für diesen Netflix-Film mehr erwartet. Schließlich zeigte Netflix bereits mit „Through My Window“, dass andere Wattpad-Geschichten Potenzial für eine gelungene Verfilmung haben. Wer nach einer guten „Culpa Mía“-Alternative auf Netflix sucht, sollte lieber darauf zurückgreifen als „Mala Influencia“.

Da ich Indie-Autor*innen gerne unterstütze, kritisiere ich eigentlich nicht gerne scharf solche Nachwuchswerke, doch bei „Mala Influencia“ ärgere ich mich stellvertretend für all die vielversprechenden Geschichten, die bislang keine Chance auf eine Adaption hatten. „Mala Influencia“ ist ein schlechter Einfluss was den Qualitätsanspruch von Netflix-Verfilmungen angeht.

Vielleicht bin ich so enttäuscht, weil ich mir mehr von „Mala Influencia“ erhofft hatte. Schließlich ist die Regisseurin und Drehbuchautorin Chloé Wallace die große Schwester von Nicole Wallace ist, der Hauptdarstellerin der spanischen „Culpa Mía“-Trilogie. Der Vergleich war demnach nicht allzu weithergeholt. Leider hat „Mala Influencia“ es geschafft, meine niedrigen Ansprüche an Verfilmungen dieser Art zu unterbieten.