Trump reizt mit Genozid-Vorwurf: Südafrikanischer Präsident entgeht der Selenskyj-Falle

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Seit Wochen schon rumpelt es zwischen den Regierungen der USA und Südafrikas. Der Besuch Präsident Ramaphosas im Weißen Haus braucht dann auch nicht lange, um Brisanz zu entwickeln. Aber der südafrikanischen Delegation gelingt es, den polternden Trump einzufangen. Dabei hilft auch ein Golfer.

"Wenn es einen Völkermord an afrikanischen Farmern gäbe, wären diese drei Herren sicher nicht hier", sagte der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa. Er zeigte auf drei weiße Männer, die er mitgebracht hatte zu seinem Treffen mit dem US-Präsidenten Donald Trump. Ein kluger Schachzug, wie sich im Verlauf des Treffens zeigen sollte.

Ramaphosa war nach Washington gereist, um Spannungen abzubauen: Anfang Februar hatte Trump US-Hilfen für Südafrika eingefroren, im März den Botschafter ausgewiesen. Kurz darauf hatten erste weiße Südafrikaner in den USA den Flüchtlingsstatus erhalten - obwohl die US-Regierung kaum noch Geflüchtete aufnimmt.

Trump wirft Südafrika vor, einen "Genozid" an weißen Bauern zu begehen, er kritisiert die angebliche Diskriminierung der Afrikaner -Nachfahren niederländischer Siedler. Fachleute widersprechen dem. Besonders empört Trump ein Gesetz, das Landenteignungen im öffentlichen Interesse erlaubt, um Folgen der Apartheid auszugleichen. Der Großteil des Farmlands gehört weiter weißen Südafrikanern.

"Tod", "Tod", "schrecklicher Tod"

Als nun Ramaphosa im Oval Office saß, kam das Thema schnell auf: Trump ließ das Licht dimmen und ein Video abspielen, in dem der südafrikanische Oppositionspolitiker Julius Malema in immer neuen Situationen singend fordert, "die Buren umzubringen". Der Slogan stammt aus der Anti-Apartheidsbewegung, 2022 urteilte das südafrikanische Verfassungsgericht, er sei keine Hetze.

Ramaphosa harrte aus. Als Trump aber ein weiteres Video zeigte - eine Straße, gesäumt mit Tausenden weißen Kreuzen, von denen jedes für einen ermordeten weißen, südafrikanischen Bauer stehe, so Trump - da wollte Ramaphosa doch gerne mitreden. Er habe diese Straße noch nie gesehen, ob Trump wisse, wo das sei. Der schüttelte erst den Kopf, antwortete dann aber doch: "In Südafrika." Trump nahm einen dicken Papierstapel in die Hand, Zeitungsartikel über das Schicksal weißer Bauern. Blatt für Blatt hielt Trump in die Kameras: "Tod", "Tod", "schrecklicher Tod", kommentierte er.

Farmermorde in Südafrika

Die im Weißen Haus gezeigten Weißen Kreuze gehören zum "Witkruis Monument", das ermordeter Farmer gedenkt, unabhängig von deren Hautfarbe.
Die Mordrate in Südafrika ist schwindelerregend hoch - jährlich sterben rund 27.000 Menschen einen gewaltsamen Tod. Die Zahl der Farmmorde nahm in vergangenen Jahren ab.

Spätestens hier dürfte Ramaphosa klar gewesen sein, worauf er sich eingelassen hatte. Seiner Reaktion nach wusste er das allerdings schon sehr lange. Ramaphosa wird sich viel Zeit genommen haben, um diesen Auftritt vorzubereiten, hat ihn möglicherweise sogar geprobt. Er wird den Besuch des ukrainischen Präsidenten im Weißen Haus studiert haben: Wolodymyr Selenskyj hatte sich von Trump und dessen Vize provozieren lassen, das Treffen endete mit einem Hinauswurf Selenksyjs.

"Das haben Sie wirklich gut gemacht"

Ramaphosa dagegen blieb ruhig. "Lassen Sie mich das richtigstellen", sagte er immer wieder. Nach jedem Ausbruch Trumps hakte er vorsichtig ein. Trump warf Ramaphosa vor, dessen Regierung lasse Farmer enteignen, "und dann werden die weißen Farmer getötet". Ramaphosa widersprach - sachlich, ohne Konfrontation. Er lenkte das Gespräch in eine Richtung, die ihm Fortschritt versprach.

Unterstützt wurde er dabei von seiner Delegation: Während Trump Ramaphosas Ausführungen mit verkniffenem Blick, angespannt und scheinbar unwillig, lockerten sich die Gesichtsmuskeln des US-Präsidenten, als der südafrikanische Golfprofi Ernie Els zu sprechen begann. Der weiße Sportler wählte knapp drei Minuten lang bedächtig seine Worte, wandte immer wieder den Blick ab von Trump, wie um sich zu sammeln. Die Essenz von Els' Beitrag: Er freue sich, Trump zu treffen, denn er wolle sein Land aufblühen sehen. Dafür brauche es die Hilfe der USA.

Der golfbegeisterte Trump schien ehrlich beeindruckt: "Nun, das haben Sie wirklich gut gemacht." Lachen im Raum. Els hatte Ramaphosa eine Rampe gebaut: Sein Land brauche US-amerikanische Unterstützung, nahm der den Faden auf: um die Wirtschaft anzukurbeln, Jobs zu schaffen, die Arbeitslosigkeit zu senken und so schließlich die Kriminalität zu bekämpfen. Die Kriminalität, die viele weiße und noch mehr schwarze Menschen das Leben koste.

Ramaphosa: Trump hat mich angehört

Trump gab das so nicht zu; aber Ramaphosa und sein Team hatten ihn um den Finger gewickelt. Auf die Frage einer Reporterin, ob er noch an einen Genozid in Südafrika glaube, sagte er: "Ich habe mich noch nicht entschieden." Da war nur noch wenig übrig von der Verbissenheit, die Trump zu Beginn des Treffens an den Tag gelegt hatte. Er versuche ja nur, Leben zu retten, egal wo, erklärte er. Für ihn sei das ein Leichtes.

"Diese zwei Männer hingegen", Trump zeigte auf die zwei südafrikanischen Golfer in Ramaphosas Delegation: "Das ist ein sehr hartes Leben, von Stadt zu Stadt, von Land zu Land zu ziehen und einen Ball 350 Meter weit zu schießen, wie sie es tun." Wieder Gelächter. Er sei froh, dass sie hier seien - Trump lächelte zufrieden.

Eine Frage später war der Pressetermin beendet, Trump und Ramaphosa zogen sich zu Beratungen zurück. Beim Verlassen des Weißen Hauses fragte ein CNN-Reporter Ramaphosa, ob er glaube, dass Trump ihn wirklich angehört habe. Die Antwort: "Ja, das hat er."

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