
marktbericht
Der DAX hat knapp unter der 22.000-Punkte-Marke das nächste Allzeithoch markiert. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer starken Börsenwoche, die mit einem Kurssturz begonnen hatte.
Der DAX sorgt zum Wochenschluss für das nächste Ausrufezeichen: Im frühen Handel markiert das deutsche Börsenbarometer erneut ein Rekordhoch, bis auf 21.945 Punkte geht es aufwärts. "Es sieht so aus, als würde diese Woche enden wie die letzte: mit einem Lächeln auf den Lippen derer, die mutig in fallende Kurse hinein Aktien gekauft haben", sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets.
Marktexperten rechnen nun mit einem baldigen Erreichen der runden Marke von 22.000 Punkten, da diese auf die Anleger eine große Anziehungskraft ausübt. "Wahrscheinlich wird der DAX noch etwas weiter ansteigen und die Marke von 22.000 Punkten leicht übertreffen", ist etwa Christian Zoller, Charttechnik-Experte der ING überzeugt.
Auch mit Blick auf die Stimmung unter den Anlegern ist an den Märkten noch einiges möglich: "Während die US-Fondsmanager wieder optimistischer werden, zeigen die US-Privatinvestoren einen Stimmungsrückgang", betont Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. Aufgrund der neutralen Lage könne es an den Aktienmärkten in beide Richtungen gehen, ohne dass gleich eine Übertreibung erreicht werde.
Unterm Strich steuert der DAX nun auf eine starke erste Februar-Woche zu: Aktuell liegt der deutsche Leitindex bei 21.930 Punkten - und damit rund 0,9 Prozent über seinem Schlusskurs vom 31. Januar.
Dabei hatte es am Montag so gar nicht nach einer positiven Börsenwoche ausgesehen. Der Schock über die von US-Präsident Trump erhobenen Zölle hatte den DAX zu Wochenbeginn bis auf 21.252 Punkte einbrechen lassen.
Zuletzt hatten am Markt allerdings die Befürchtungen nachgelassen, dass ein Handelskrieg ausbrechen könnte - das lag auch an der maßvollen Reaktion Pekings auf die von Trump angekündigten Importzölle auf chinesische Produkte.
Zwar gehen Experten fest davon aus, dass Trump demnächst auch Einfuhren aus der EU mit zusätzlichen Zöllen belegen dürfte. Doch derartige Ängste rücken an den europäischen Märkten zum Wochenschluss erst einmal in den Hintergrund.
Wie diese Börsenwoche enden wird, dürfte allerdings abermals in den USA entschieden werden. Dort steht heute Nachmittag noch vor Wall-Street-Eröffnung der Arbeitsmarktbericht für Januar auf der Agenda.
Der Arbeitsmarkt ist auch ein wichtiger Faktor für die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve. "Ohne eine klare Abschwächung am Arbeitsmarkt dürfte der Markt weiterhin keine Leitzinssenkung für März einpreisen", betonen die Fachleute der DekaBank.
Gemischte Nachrichten kamen am Morgen von der deutschen Konjunkturfront. Im Dezember sank die Produktion in der deutschen Industrie im Monatsvergleich um 2,4 Prozent und damit deutlich stärker als erwartet. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang um 0,7 Prozent gerechnet. Es war zugleich der stärkste Produktionsdämpfer seit vergangenem Juli. Die Industrie bleibe "der größte konjunkturelle Schwachpunkt der deutschen Wirtschaft", resümiert Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen.
Bei den deutschen Exporten zeigte der Trend im Dezember dagegen überraschend nach oben: Zum Jahresschluss wuchsen die Ausfuhren um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Minus von 0,6 Prozent gerechnet.
Die Ölpreise steigen zwar zum Wochenschluss, bleiben aber dennoch auf dem besten Weg, die dritte Woche in Folge Verluste einzufahren. Nach Ansicht von Analysten geht dies vor allem auf die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump zurück. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuert sich aktuell um 0,8 Prozent auf 74,86 Dollar je Barrel (159 Liter). Seit Trumps Amtsantritt am 20. Januar ist der Weltmarktpreis für Rohöl der Sorte Brent um mehr als acht Prozent eingebrochen.
Der Goldpreis zieht heute bis auf 2.870 Dollar je Feinunze an. Das gelbe Edelmetall bleibt damit in Reichweite seines in dieser Woche bei 2.882 Dollar aufgestellten Rekordhochs. Der Euro tendiert bei 1,0382 Dollar seitwärts.
Die Aktie der Porsche AG ist mit einem Minus von über sechs Prozent der größte Verlierer im DAX. Der Stuttgarter Sportwagenbauer legt nach einem Gewinneinbruch ein Spar- und Investitionsprogramm auf und nimmt dafür in diesem Jahr weitere Ergebniseinbußen von rund 800 Millionen Euro in Kauf. Unter anderem sollen wieder mehr Porsche-Modelle mit Verbrennungs- oder Plug-in-Hybridmotoren ausgestattet und gebaut werden, nachdem das Geschäft mit Elektro-Sportwagen schleppend läuft.
An der DAX-Spitze haussiert dagegen die Rheinmetall-Aktie mit einem Plus von mehr als drei Prozent. Der Rüstungskonzern hat einen neuen Auftrag zur Digitalisierung der Bundeswehr bekommen und mit dem Bund einen Rahmenvertrag zur Nachbeschaffung von Soldatensystemen geschlossen. Die Systeme vernetzen Soldaten etwa mit Panzern, die als Kommunikationsknoten dienen. Der Rahmenvertrag habe ein maximales Volumen von 3,1 Milliarden Euro.
Der Konsumgüterriese Henkel produziert in Nordamerika künftig bestimmte Haushaltsmittel nicht mehr für andere Handelsunternehmen. Das Geschäft mit den sogenannten Handelsmarken im Consumer-Brands-Bereich und einem Jahresumsatz von rund 500 Millionen Euro soll an ein Tochterunternehmen von First Quality Enterprises verkauft werden.
Der Versicherungskonzern Talanx hat seine Gewinnprognose übertroffen und schon 2024 an der Zwei-Milliarden-Euro-Marke gekratzt. Der Nettogewinn stieg um ein Viertel auf 1,98 Milliarden Euro. Erst im November hatte die Firma das Ziel von 1,7 auf 1,9 Milliarden Euro geschraubt. Im laufenden Jahr sollen es 2,1 Milliarden Euro werden. Der größere Teil des Gewinns von Talanx kommt weiterhin von der Tochter Hannover Rück, dem weltweit drittgrößten Rückversicherer.
Der US-Tech-Gigant Amazon hat die Börse mit seiner Prognose für das laufende Quartal enttäuscht. Die Aktie geriet im nachbörslichen US-Handel unter Druck. Für das laufende Quartal sagte Amazon einen Umsatz zwischen 151 und 155,5 Milliarden Dollar voraus. Analysten waren im Schnitt von über 158 Milliarden Dollar ausgegangen.
Der Elektro-Lkw-Hersteller Nikola steht einem Medienbericht zufolge kurz vor einem Konkursantrag. Nikola arbeite mit einer Anwaltskanzlei zusammen, um Optionen wie einen Verkauf oder eine Umstrukturierung des Unternehmens im Rahmen eines Konkurses zu prüfen, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Aktien des Unternehmens fielen im nachbörslichen Handel um 21 Prozent auf 59 Cents.
Der französische Kosmetikkonzern L'Oréal hat im vierten Quartal weniger Umsatzwachstum erzielt als erwartet. Auf vergleichbarer Basis kletterten die Erlöse im Jahresvergleich um 2,5 Prozent. Fachleute hatten mit fast vier Prozent Plus gerechnet. Das Geschäft in China blieb schwierig für die Franzosen. Enttäuschend verlief aber vor allem das Geschäft im wichtigen Markt Nordamerika.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.