morgen|stern: Trumps erster großer Rausschmiss – die Lage am Morgen

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Das Weiße Haus unter Donald Trump versucht seine Personalentscheidungen als "Beförderung" zu verkaufen. Was sonst noch wichtig wird.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

Donald Trump sortiert seinen Machtzirkel um. Sein Nationaler Sicherheitsberater Mike Waltz muss gehen und soll UN-Botschafter werden. Außenminister Marco Rubio übernimmt dessen Aufgabe vorläufig mit. Die Personalie folgt auf einen internen Machtkampf, in dem auch die ultrarechte Aktivistin und Verschwörungserzählerin Laura Loomer eine Rolle spielt.

Der Rausschmiss läuft für Trump-Verhältnisse geräuschlos. Der postete auf seinem Netzwerk ein kurzes Statement: "Ich freue mich, bekannt zu geben, dass ich Mike Waltz als nächsten Botschafter der Vereinigten Staaten bei den Vereinten Nationen nominieren werde."

Vizepräsident JD Vance nannte den Wechsel gar einen Aufstieg. "Er wurde nicht entlassen", sagte Vance im Interview mit dem Sender Fox News. "Er wird Botschafter bei den Vereinten Nationen, was natürlich eine vom Senat bestätigte Position ist. Ich denke, man könnte durchaus argumentieren, dass es sich um eine Beförderung handelt." Korrekt ist: Die Stelle ist immer noch eine prestigeträchtige Position. Doch Waltz verliert an Macht. Weg-Beförderung trifft es damit eher.

Waltz' Weggang erschüttert das Sicherheitsteam. Geplagt von Krisen und Chaos, versuchen die Mitarbeitenden in Kriegsgebieten zu vermitteln und mit dem globalen Handelschaos umzugehen, das Trump mit seinen Zöllen ausgelöst hat.

Eine rechte Influencerin hat Einfluss auf Donald Trump

Dem ehemaligen Sicherheitsberater dürfte die Chat-Affäre auf die Füße gefallen sein, bei der er Militärgeheimnisse in einem Gruppenchat bei Signal teilte und offenbar versehentlich einen Journalisten hinzufügte. Doch US-Medien berichten auch von einem Machtkampf im Weißen Haus. So hatte Waltz kein gutes Verhältnis mit Trumps loyaler Stabschefin Susie Wiles. Die soll so frustriert von Waltz gewesen sein, dass sie kaum noch mit ihm sprach. Ein Angestellter aus dem Weißen Haus sagte dem Portal "Axios": "Er hat sie wie eine Angestellte behandelt und nicht erkannt, dass er der Angestellte ist und sie die Verkörperung des Präsidenten".

Auch die ultrarechte Influencerin Laura Loomer spielt in der Personalrochade eine Rolle. Bei "Politico" kommentierte sie schlicht: "loomered". Sie zelebriert den Weggang von Waltz – und hat weitere Mitglieder des Stabs auf dem Kieker. Personalentscheidungen bewertet sie allein anhand der Loyalität zum Präsidenten. Auch als Trump Anfang April mehrere hochrangige Mitglieder des Nationalen Sicherheitsrats feuerte, reklamierte sie das für sich.

Schon im Wahlkampf begleitete Loomer Trump in seinem Flieger. Nebenbei verbreitet sie Verschwörungserzählungen, wie über die Anschläge am 11. September. Über die Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris sagte Loomer, würde die indischstämmige Demokratin ins Weiße Haus ziehen, würde es nach Curry riechen. Sogar Ultra-MAGAs nannten das rassistisch. Nun hat sie nicht mehr nur das Ohr eines Wahlkämpfers, sondern das eines Präsidenten.

Liebe Leserinnen und Leser, meine Zeit im Nachtdienst neigt sich dem Ende. Der Morgenstern bleibt Ihnen aber erhalten, ab Montag geschrieben von meiner wunderbaren Kollegin Christine Leitner.

Einen schönen Freitag wünsche ich Ihnen!

Ihre Mirjam Bittner

Hubertus Heil kämpft um seinen Job

Die Union hat über ihr Kabinett entschieden, nun ist die SPD dran. Sieben der 17 Ministerien werden von der Partei besetzt – gesetzt scheinen jedoch nur wenige Personen zu sein. Der bisherige Co-Parteivorsitzende Lars Klingbeil wird Vize-Kanzler und Finanzminister. Boris Pistorius, seines Zeichens beliebtester Politiker im Land, könnte Verteidigungsminister bleiben. Und Hubertus Heil, Arbeitsminister seit sieben Jahren, bleibt bestimmt auf dieser Position. Oder ... doch nicht?

Heil kämpft derzeit um sein politisches Überleben. Er könnte dem versprochenen Erneuerungsprozess der SPD zum Opfer fallen und ist verantwortlich für das unbeliebte Bürgergeld. Mehr erfahren Sie im Podcast "5-Minuten-Talk" von den stern-Politikchefs Veit Medick und Jan Rosenkranz:

David Beckham wird 50

David Beckham ist sogar im Imker-Anzug sexy, schreibt meine Kultur-Kollegin Ulrike von Bülow. Damit kann sie eigentlich gar nicht falsch liegen, wie auch sonst eher selten. Beckham, der ehemalige englische Nationalspieler und heutige "Weltmarke auf zwei Beinen", wird am Freitag 50 Jahre alt. Klicken Sie sich durch die Bilder seines Lebens:

Was heute sonst noch wichtig wird

  • Ab Freitag können sich Bürgerinnen und Bürger neue Ausweisdokumente nach Hause schicken zu lassen, anstatt sie auf dem Amt abzuholen. Die Zusatzgebühr beträgt 15 Euro. Der Städtetag kritisiert das als zu hoch.
  • Reporter ohne Grenzen veröffentlicht seine Rangliste zur weltweiten Pressefreiheit. Die Liste spiegelt die Situation von Journalisten, Reportern und Medien in 180 Ländern wider.
  • Prinz Harry streitet sich mit dem britischen Innenministerium vor Gericht. Das Ministerium hat nach dem Rückzug des Prinzen von seinen royalen Pflichten 2020 seinen Polizeischutz entzogen. Harry hatte Berufung gegen eine vorherige Gerichtsentscheidung eingelegt. Heute soll das Urteil fallen.

Mit Material der Agenturen.