Netanjahu droht Huthis: Ballistische Rakete aus Jemen schlägt in Israel ein

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Teile einer ballistischen Rakete, die offenbar innerhalb weniger Minuten vom Jemen aus das Land erreichen kann, schlagen an mehreren Orten Israel ein. Auch von Norden aus wird Israel beschossen. In Gaza greift Israel erneut ein Schulgebäude an, in dem das Militär Hamas-Kämpfer vermutet.

Die Huthi-Miliz im Jemen hat mit einer ballistische Rakete Israel erreicht. Sie habe in elf Minuten eine Strecke von mehr als 2.000 Kilometern zurückgelegt, sagte Huthi-Militärsprecher Jahja Sari in einer im Fernsehen übertragenen Rede. Israel solle sich auf "mehr Angriffe" gefasst machen, warnte er. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte nach dem Raketenangriff eine harte Reaktion an. "Jeder, der uns angreift, wird unserer Faust nicht entkommen", sagte er.

Israels Armee teilte mit, die Boden-Boden-Rakete sei offenbar in der Luft zerbrochen. Raketenteile seien in einem Bahnhof in der Stadt Modiin zwischen Tel Aviv und Jerusalem sowie auf offenem Gebiet eingeschlagen, erklärte das Militär weiter. Südöstlich von Tel Aviv sei es dabei zu einem Brand gekommen. Zuvor hatten am frühen Morgen im Zentrum des Landes die Warnsirenen geheult. Es sei mehrmals versucht worden, die Rakete mit den Abwehrsystemen Arrow (Pfeil) und Iron Dome (Eisenkuppel) abzufangen, hieß es. Die Ergebnisse würden noch untersucht. Israel verfügt über ein mehrstufiges Raketenabwehrsystem.

Netanjahu sagte nach Angaben seines Büros, die Huthi hätten eigentlich wissen müssen, dass jeder, der versuche, Israel Schaden zuzufügen, einen hohen Preis dafür zahlen müsse. "Wer eine Erinnerung braucht, kann gerne den Hafen in Hudaida besuchen", sagte er. Nach einem tödlichen Drohnenangriff der Huthi auf Tel Aviv hatte die israelische Luftwaffe den jemenitischen Hafen im Juli angegriffen. Es kam dort zu einem Großbrand, sechs Menschen wurden getötet. Der Huthi-Anführer hatte daraufhin eine neue Phase im Kampf gegen Israel angekündigt.

Nicht genehmigter Evakuierungsaufruf

Von Norden aus feuerte die Hisbollah-Miliz israelischen Militärangaben zufolge am Morgen rund 40 Geschosse auf die Region Galiläa und die von Israel besetzten Golanhöhen ab. Die Nummer zwei der vom Iran unterstützten Miliz, Naim Kassem, sagte am Samstag, die Hisbollah habe nicht vor, "in den Krieg zu ziehen". Sollte Israel jedoch einen Krieg anzetteln, "wird es große Verluste auf beiden Seiten geben".

Zuvor hatte der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant bekräftigt, sein Land sei fest entschlossen, die Sicherheit im Norden des Landes wiederherzustellen. "Wir bereiten uns auf alles vor, was im Norden passieren könnte", sagte Gallant. Am Morgen wurden israelische Flugblätter über dem Südlibanon abgeworfen, die die Bewohner zur Evakuierung auffordern. Die israelische Armee sprach von einer nicht genehmigten Aktion eines ihrer Verbände. Gegen die Brigade 769 werde ermittelt.

Weiteres Schulgebäude angegriffen

Im Gazastreifen griff das israelische Militär erneut ein ehemaliges Schulgebäude an. Es gab zunächst keine Angaben zu möglichen Opfern. Die israelische Armee warf der islamistischen Terrororganisation Hamas vor, in dem Gebäude in Beit Hanun ein Kommando- und Kontrollzentrum eingerichtet zu haben. Von dort aus seien in den vergangenen Wochen Raketenangriffe auf israelische Ziele verübt worden. Vor dem Angriff habe man Maßnahmen unternommen, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern, teilte das Militär mit. Palästinensische Augenzeugen berichteten, die Armee habe zunächst eine einzelne Rakete abgefeuert, offenbar mit dem Ziel, dass Flüchtlinge das Gebäude verlassen. Im vergangenen Monat hatte die Armee die Einwohner von Beit Hanun zur Flucht aufgerufen.

Bei einem Angriff auf ein anderes ehemaliges Schulgebäude in Nuseirat waren am Mittwoch nach palästinensischen Angaben 18 Menschen getötet worden. Nach UN-Angaben waren darunter auch sechs UN-Mitarbeiter. Die israelische Armee nannte daraufhin die Namen von neun mutmaßlichen Hamas-Terroristen, die bei dem Angriff getötet worden seien. Darunter seien auch drei Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerks (UNRWA). Diese Vorwürfe ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

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