SteamOS: Mehr als nur ein weiteres Derivat

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Warum man SteamOS auch als nicht-Gamer im Auge behalten sollte.

Dieser Artikel soll euch einen kleinen Überblick über das Arch-basierte SteamOS geben. Denn auch wer mit Gaming nicht viel anfangen kann, sollte die Entwicklungen zumindest im Auge behalten. Warum das so ist, erfährst du in diesem Beitrag.

Vom ungeliebten Zwang zum unverzichtbaren Werkzeug

Die Applikation «Steam» von Valve umfasst im Kern einen Online-Shop, eine Bibliothek und einen Commnity-Hub. In der Bibliothek werden sämtliche Spiele aufgelistet, die im Shop gekauft wurden und lassen sich dort verwalten und direkt starten. In die Bibliothek lassen sich zudem auch Steam-fremde Spiele einbinden, die irgendwo auf der Festplatte liegen.

Seit 2004 ist ein Steam-Client (mit dem damit verbundenen Benutzeraccount) Pflicht, will man Valve-Games nutzen. Damals, mit der Veröffentlichung des heiss begehrten Half-Life 2, wurde der Accountzwang als Ungeheuerlichkeit empfunden. Aber man wollte halt dieses Spiel spielen und erstellte den Account zähneknirschend (so auch der Schreibende). Bereits 2015 zählte Steam über zehn Millionen gleichzeitige Nutzer. 2019 umfasste Steam nach Angaben von Valve bereits über eine Milliarde aktive Benutzerkonten.

Verschiedene andere Publisher versuchten und versuchen, Steam den mittlerweile marktbeherrschenden Rang im PC-Gaming abzulaufen. Da sie ihre Bibliotheken und den Shop aber strikt auf ihre eigenen Produkte beschränken, blieben durchschlagende Erfolge für Uplay, EA Play oder Battlenet aus. Die einzige ernst zu nehmende Konkurrenz – mit einem anderen Geschäftsmodell – ist wohl nur der GamePass von Microsoft, der in den Nutzerzahlen aber ebenfalls weit zurückliegt.

Heute kann man sagen: Wer irgendwo auf der Welt am PC spielt, kennt mit Sicherheit Steam. Und wer sich nur ein kleines bisschen mit News beschäftigt, kann sich auch unter SteamOS sofort etwas vorstellen.

Durchbruch mit dem Steam Deck

Ursprünglich basierte SteamOS auf Debian und war für den Einsatz auf der kommerziell gescheiterten Steam Machine entwickelt worden. 2021 wechselte Valve für SteamOS auf die Arch-Kerndistribution und lieferte ihre neuen Steam Decks damit aus. Das Steam Deck wurde ein durchschlagender Erfolg und machte SteamOS mit einem Schlag weltweit bekannt.

Beim Start des Steam Deck gelangt man direkt in den «Big Picture-Mode» von Steam, der für die Bedienung mit Controllersteuerung optimiert wurde. Dank SteamOS haben die User jederzeit und sofort Zugriff auf bestimmte Kernfunktionen wie Displayhelligkeit, Upscaling-Optionen, Netzwerkverbindungen, uvm.

Über das Menü lässt sich zudem zum Desktop-Mode wechseln. Big Picture wird damit beendet und man gelangt zu einem ganz gewöhnlichen KDE-Desktop, der direkt auf dem Steam Deck oder mit Monitor, Maus und Tastatur wie ein gewöhnlicher Desktop-Rechner genutzt werden kann.

Das auf dem Steam Deck vorinstallierte SteamOS verzichtet mit wenigen Ausnahmen auf alles, was für den Betrieb des Decks nicht zwingend erforderlich ist. Mit der Installation von Druckern oder anderen Grafikkarten wäre es also nicht ganz so einfach. Zudem ist SteamOS als Immutable konzipiert: über den Paketmanager installierte Software bleibt zwar erhalten, wer aber zu tief ins System eingreift, verliert die Änderungen mit dem nächsten Neustart.

Im Jahr 2025 wird Valve SteamOS für den Einsatz ausserhalb des SteamDeck zur Verfügung stellen. Das könnte eine interessante Option für jene sein, die sich eine eigene «Spielkonsole» bauen möchten: Gaming-PC zusammenbauen, SteamOS installieren, am Fernseher anschliessen, fertig. Die Bedienung über einen Gamecontroller dürfte bisher unerreicht intuitiv sein. Ob SteamOS auch für den Einsatz an normalen Desktop-Rechner interessant wird, muss sich noch zeigen.

Schön und gut, aber was geht mich das an?

Der Milliardenkonzern Valve investiert mit Proton und SteamOS sowie seinem Beitritt zur Linux Foundation gerade enorme Summen in sein strategisches Ziel, ein Linux-basiertes Gaming-Ökosystem aufzubauen. Hunderte Millionen Menschen auf der ganzen Welt nehmen diese Entwicklung wahr. Derweil kommt das bei Gamern fast ausschliesslich genutzte Microsoft Windows kaum aus den negativen Schlagzeilen heraus. Mit dem Ende des Windows 10-Supports Ende 2025 könnte sich dieser Trend noch verstärken.

Sollte Valve seine Linux-Produkte weiter in hohem Tempo verbessern können, und sollte Microsoft seine Privat- und Business-Kunden weiter verägern, braucht es nur noch einen grossen (und mutigen) PC-Hersteller, der seine Produkte mit SteamOS ausliefert. Dann könnten die Dämme rasch brechen und tausende bisherige Windows-User zu Linux umziehen.

Die Frage dann wird aber: Will die etablierte Linux-Community diese User überhaupt haben? Thema für einen anderen Artikel.

Das ist mein erster Artikel auf gnulinux.ch. Danke, dass du bis hierhin gelesen hast! Interessiert dich das Thema? Würdest du dir weitere Inhalte zum Thema Gaming unter Linux wünschen? Und was denkst du: Wird die Linux-Community bald um einige Millionen Menschen grösser? Lass es uns in den Kommentaren wissen, vielen Dank im Voraus!

Quellen:

Wikipedia, Steam: https://de.wikipedia.org/wiki/Steam

Beitrag gnulinux.ch, SteamOS wechselt auf Arch: https://gnulinux.ch/steamdeck-setzt-auf-arch

Lenovo Legion Go S wird erstes nicht-Valve-Produkt mit SteamOS: https://www.gamestar.de/artikel/der-naechste-handheld-mit-steamos-valve-wird-bei-gast-bei-lenovo-event-sein,3424952.html


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